NL Rück, I, C-0873g

"Liebe Herren Rück,

da es wieder mal regnet, ist gute Gelegenheit zu einem kurzen Reisebericht. Ich bitte den Bleistift zu entschuldigen! Die Tinte im Füllhalter ist mir ausgegangen!

Bei meinem Vortrag auf der Salzburger Mozart-Tagung hat man den Mozart-Flügel selber nicht herausgerückt! [Erich] Valentin vertröstete mich auf nächstes Jahr!!!  Das habe ich den Leuten dann auch öffentlich verkündet. Offenbar gibt es Leute im Mozarteum, die den Mozartflügel nicht hörbar werden lassen wollen - [Friedrich] Gehmacher deutet mir das an. Valentin ist es aber nicht. Ich vermute, die 'Künstlerschaft' steckt dahinter.

Hier in Zell hab ich von Montag bis Mittwoch schönes sonniges Wetter gehabt. Seither regnet es wieder. Da die Autopost nicht verkehrt, sitzt man hier doch sehr beiseite. Nach Mondsee 1 1/2 Stunde Fußmarsch - da ist es kaum möglich, weiter im Salzkammergut herumzukommen. Über den Flügel habe ich mit Herrn u. Frau Bahn gesprochen. Sie schreibt die Sache ihrem Mann zu, und der ist nicht davon abzubringen, daß er 300 M dafür haben will, weil er sonst zu viel daran verlöre. Ich habe ihm die Sache von allen möglichen Seiten vorgestellt: daß er so viel kaum jemals bekommen wird u. jetzt gerade noch die Gelegenheit, ein Kleinklavier zu kriegen, günstig wäre, dieweil der Artikel bald ausverkauft sein wird. Das hat alles nichts geholfen. Er bleibt stur bei seinen 300 M u. meint, solange Krieg wäre, eilt es ihm nicht. Schade!

Nun der Pleyel am Attersee. Zunächst ist hier jenes Frl. Böhler nicht mehr vorhanden, das mir genauere Auskunft über Litzelberg usw. geben könnte. Offenbar ist den Leuten hier etwas peinlich, diese Sache ausgeplaudert zu haben. Und ich wusste daher gar nicht, wen ich eigentlich als Quelle meiner Kenntnis angeben sollte. Wäre man ein paar Tage am Attersee, so gäbe sich vielleicht mal die Gelegenheit. Aber so ist die Geschichte doch etwas peinlich, abgesehen davon, daß bei jetzigen Verkehrsverhältnissen diese Unternehmung von hier aus sehr umständlich ist. Mit Fahrrad wär's einfacher. Aber ich hab ja mein Lebtag noch nicht auf so einem Ding gesessen.

Ich denke nun morgen von hier wegzufahren. Es wird dann auch auch vom Wetter abhängen, wohin die Fahr dann von Mondsee aus geht, zumal ich nur für Stadtbegriffe, nicht für hiesige wetterhaft ausgerüstet bin. Post lasse ich mir auf jeden Fall nach Salzburg hauptpostlagernd nachschicken, da ich dort doch vorbeikommen muß, um mir die Rückfahrkarte im Mozarteum zu holen. Gern wäre ich noch ein bissel richtig in die Berge gegangen, aber dazu wäre schönes Wetter nötig. - Wenn ich nach Salzburg komme, versuche ich Sie zunächst einmal telefonisch in Freilassing zu erreichen!

Mit herzlichen Grüßen // Ihr // Rudolf Steglich".

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1940,08,30
Schreibort
Zell am Moos
Erwähnte Objekte
Hammerflügel
Tasteninstrumente
erwähnt als
Kaufinteresse
erwähnte Institutionen
erwähnt im Zusammenhang
Veranstaltungsort
erwähnte Ereignisse
Typ des Ereignisses
Ankaufsverhandlung
Involviertes Objekt
Hammerflügel
Angebotspreis
Wert von
300
Wert bis
300
Währung
RM
Zell am Moos