Siehe auch den Entwurf zu diesem Brief.
"Magnificenz [Hermann Wintz]
gestatte ich mir folgende Angelegenheit zu unterbreiten:
Ich unterhalte eine Sammlung historischer Musikinstrumente aus fünf Jahrhunderten, welche etwa 1200 Instrumente umfasst, als Ergebnis langen systematischen Aufbaus. Mein wissenschaftlicher Berater für diese Sammlung ist Herr Professor Dr. Rudolf Steglich, der Musikhistoriker Ihrer Universität. Er hat die Sammlung seit vielen Jahren ständig für die Lehrzwecke seiner Seminars ausgewertet und oft auch Instrumente für Aufführungen seines Collegium musicum in Erlangen und Nürnberg benutzt. Die der Oeffentlichkeit zugängliche Sammlung ist vom Oberbürgermeister der Stadt der Reichsparteitage Nürnberg für stadtwichtig und von allgemeinem Wert erklärt worden.
Der Oberbürgermeister der Stadt der Reichsparteitage [Willy Liebel] hat mir nun durch den Direktor der Städtischen Kunstsammlungen Herrn Dr. Lutze einen luftschutzgesicherten Raum zur Bergung wenigstens der allerwichtigsten Stücke zur Verfügung gestellt und besonderen Wert darauf gelegt, dass der andere Teil der Sammlung in geeignete auswärts gelegene Räume überführt wird. Das erfordert, wie Herr Dr. Lutze in dem beigelegten Schreiben bestätigt, ausserordentlich viel Arbeitskraft und Zeit ebenso wie wissenschaftliche Kenntnis. Hierfür ist die Mitarbeit des Herrn Professor Dr. Steglich unerlässlich, da er als einziger in den ungemein reichen Beständen wissenschaftlich Bescheid weiss.
Da ich von ihm erfahre, dass seine uk. - Stellung zum 1. August ds. Js. gekündigt ist, bitte ich, eine Verlängerung seiner Zurückstellung bis zum 1. Dezember erwirken zu wollen, damit ich in die Lage versetzt bin, die von der Stadt der Reichsparteitage dringend gewünschte Bergung durchführen zu können, die angesichts der bevorstehenden längeren Nächte keinen Aufschub leidet.
Unter vorzüglicher Hochachtung zeichne ich mit // Heil Hitler // Euer Magnificenz ergebener
[handschriftl.] 1 Anlage".