NL Rück, I, C-0873g

Reinschrift eines Entwurfs:

"Die Sammlung historischer Musikinstrumente im Pianohaus Rück in Nürnberg ist die grösste und wertvollste private Sammlung dieser Art in Europa. Sie enthält über 1200 ausgewählte Musikinstrumente aller Arten aus den letzten 5 Jahrhunderten, darunter eine grosse Anzahl von Unika und von Stücken, die einzigartigen Wert haben durch ihre klangliche und kunsthandwerkliche Vollendung. Dahin gehören beispielsweise viele Alt-Nürnberger Trompeten und Posaunen, kostbare Gamben, Lauten und Theorben, Portative, Cembali, Clavichorde und Hammerflügel, sowie viele heute kaum mehr auffindbare deutsche Volksinstrumente.

Ein unersetzlicher Wert dieser Sammlung liegt ferner darin, dass die kostbarsten Instrumente in mehr als zwanzigjähriger Arbeit historisch getreu restauriert und wieder spielbar gemacht, somit dem Verfall entrissen wurden.

Schon seit Jahren wurde die Sammlung dem allgemeinen Kulturinteresse dienstbar gemacht. Nach Besichtigung durch den Herrn Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg [Willy Liebel] ist sie in das amtliche Verzeichnis der Nürnberger Sehenswürdigkeiten eingereiht und öffentlich zugänglich. Es finden, meist auf eigenes Ansuchen der Betreffenden, Führungen für die Wehrmacht die Studentenschaft, die Konservatorien, die Schulen, die Deutsche Arbeitsfront statt. Auch die Musikstudenten der Universität Prag und des Mozarteums in Salzburg haben die Sammlung eingehend studiert. Diese Führungen, sowie häufige Besuche von Fachleuten aus aller Welt haben immer wieder gezeigt, welch grosses Interesse die musikalische Allgemeinheit ihr entgegenbringt.

Von unschätzbarem Werte ist sie seit jeher besonders für die wissenschaftliche Arbeit am Musikwissenschaftlichen Seminar der Erlanger Universität, wie auch für meine öffentlichen Vorlesungen an der Hindenburg-Hochschule und die Kurse des Musiklehrer-Seminars am Städt. Konservatorium Nürnberg. Wiederholt habe ich durch das Entgegenkommen der Besitzer der Sammlung wertvollste Instrumente in öffentlichen Aufführungen zu Nürnberg, Erlangen und anderen fränkischen Städten spielen und damit der Allgemeinheit den originalen Klang - vor allem unserer klassischen und Romantischen Musik - neu erschliessen können.

Es ist somit im allgemein-kulturellen, wie auch im musikwissenschaftlichen Interesse dringend notwendig, dass dieses Kulturgut erhalten wird.

Die Instrumente müssen deshalb aus dem durch Fliegergefahr besonders gefährdeten Nürnberger Gebiet während der Kriegsdauer an mehrere sichere Stellen, also möglichst verteilt, verbracht werden. Allerdings ist dies eine Arbeit, die sehr viel Zeitaufwand und Mühewaltung beansprucht. Sie muss aber im öffentlichen Interesse unbedingt durchgeführt werden."