NL Rück, I, C-0873g

"Lieber Herr Professor Steglich!

Heute reiste Herr Marx wieder zurück nach Leipzig. Er informiert uns betr. der Spielwalze des Figurenspinetts über fol[gen]des: 1. der Halbton, der Ihnen zu kurz erschien, ist auf der Walze tatsächlich ein Halbton, also als solcher gekennzeichnet.

2. Auf der Notenaufnahme Marx anhand der Walze sind mit roten Punkten bezw. Rotstift die Löcher eingezeichnet, die ohne Stifte auf der Walze sind. Solche unbesetzten Löcher sind auch unterhalb vorhandener Ganztonstifte: dies ist wohl ein Beweis dafür, dass beabsichtigt war, ein anderes Stück in die Walze einzuschlagen, aber dass dies Vorhaben nicht durchgeführt wurde.

3. die roten Punkte finden sich fast nur auf der blauen Linie, was Marx als einen weiteren Beweis dafür ansieht, dass die unausgesetzten Löcher zum Anfang eines nicht durchgeführten Stückes gehört haben dürften.

Soweit die Meinung des Hr. Marx, die Sie bitte nachprüfen wollen.

Dressel berichtet mir, dass er seine Pläne mit dem OB Liebel durchsprach. Fürs erste Konzert will L. selbst einladen und dafür den Kaisersaal auf der Burg frei machen, auch die Spesen z. T. aus seinem Fond decken. Dressel will nur solche Werke aufführen die er im grossen Konzertsaal nicht aufführen kann, die nur einen beschränkten Zuhörerkreis finden, aber er glaubt sicher, dass seine Konzerte nur von den besten Kreisen besucht werden. Säle: Kaisersaal auf der Burg, Fojer des Theaters, Landesgewerbeanstalt, Hirsvogelsaal, in der jetzt Garderobe und Locus eingerichtet werden soll für sommerliche Vorführungen. Zahl der Konzerte je Saison höchstens vier. Liebel ist sehr dafür, alle Mitwirkenden sollen auch verdienen. So weit die Pläne!

Die Noten [Reinhold 1938] an Nagel sende ich heute in Ihrem Namen wiederzurück. Ich behalte davon zwei Hefte Nr. 2 Spielmusik aus Altösterreich und Nr. 3 Appenzeller Volkstänze, da er nur diese für Klaviersatz sandte. Die übrigen Hefte helfen mich nichts, da er sie in vierstimmigem Instrumentalsatz schickte. Ich bestelle mir aus diesen übrigen Heften noch die Hefte 'Schweiz', 'Österreich und Franken' direkt über meine Leipziger Verbindung, da ich sie dort billiger bekomme. Die mittel- und norddeutschen Hefte haben für die Zwecke der beabsichtigten Sendung für mich wenig Wert.

Die Tochter Lore von Stadtschulrat Walter bezieht ab heute die Universität Erlangen und studiert Germanistik, sie soll auch Musikwissenschaft studieren. Ich empfehle dies heute in einem separaten Brief Walter, der z. Z. noch in Paris bei einem Stab tätig ist.

Hoffentlich haben Sie es gut in Zell am Moos getroffen. Ich bin heute und morgen noch hier und fahre am Mittwoch nach Wien, und bin dann den September über weg. Heute habe ich noch eine Besprechung mit Dressel, wegen seiner Konzerte. Herr Marx ist am Samstag Nachmittag abgedampft, er hat folgendes gemacht: Das 2manualige Gräbner [MIR1079] überholt, in das wir, wenn er wiederkommt, einen kompletten neuen Satz Springer einbauen, das Cembalone in vergoldetem Gehäuse vollkommen restauriert, das Automatenspinett wieder in Ordnung gebracht und das 2manualige frühe ital. Cembalo im Vitrinenraum ebenfalls nachgesehen. Er war also sehr fleissig.

Alles Gute fürs Semester und herzliche Grüsse // von Ihrem".

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1940,08,31
Schreibort
Nürnberg
Erwähnte Objekte
Automatenspinett
Tasteninstrumente
erwähnt als
Bericht Restaurierung
Zweimanualiges Cembalo
Tasteninstrumente
erwähnt als
Restaurierung
erwähnt als
Restaurierung
erwähnte Institutionen
erwähnt im Zusammenhang
Bestellung Literatur
Literaturreferenz
Reinhold 1938