"Sehr geehrter Herr Doktor!
Ich habe mir das Cembalo [MIR1079] angesehen und kann Ihnen folgendes berichten.
Das Jenaer Instr. von 'Carl August Grabner Instrumentenmacher in Dresden 1782' ist unserem Johann Gräbner Dresden 1774 [Leipzig, Inv.-Nr. 91] man kann sagen gleich in Konstruktion u. Ausführung. Vermutlich auch Familienangehöriger. Wir haben einen Hammerflgl [keine Inventarnummer, wohl Kiregsverlust] dessen Inschrift der gleiche Johann sein wird aber auch Grabner geschrieben ist. Der Deckel ist, im Gegensatz zu unseren, getäfelt (Rahmen mit Füllungen) die Füße kräftiger, eine Koppelung durch Klaviaturverschiebung, oberes Manual 8' nicht abstellbar, ist auch nicht nötig und nur als Unterschied angegeben. Das Innere aber sehr reparaturbedürftig. Gehäuse teilweise wurmig. Der Boden müßte heraus und berippt, ein Stück im Diskant erneuert werden, der Anhang ist im Diskant in der Stiftreihe gerissen, im Baß lose, die Stege teilweise losgeleimt, die Docken zur Hälfte erneuert aber unbrauchbar. Die noch vorhandenen Originaldocken wären zu reparieren, neue Zungen, Federn u. Achsen und im Rechen passend zu machen, die ergänzten neu anzufertigen. Der Stimmstock ist nicht mehr fest. Es gäbe eine Reparatur von mindestens 400 M.
Firma Glaser behauptet 5000 M bei [Paul] De Wit gezahlt zu haben und der Zweck war die Grundlage zum Cembalobau. [Der Ankauf durch die Firma Glaser muss in oder nach 1926 stattgefunden haben, siehe Paul de Wit 1926.] Ich habe ihnen gesagt das die Hälfte noch zu hoch sei. Das unsere [Leipzig, Inv.-Nr. 91] kostete unter den Namen Silbermann (De Wit) 3000 M. [Bezieht sich wohl auf den Verkauf der Sammlung von Paul de Wit an Wilhelm Heyer 1905. Paul de Wit hatte das Instrument aufgrund der versteckten Signatur Gottfried Silbermann zugeordnet. So auch Kinsky in seinem Katalog zu Heyer'schen Sammlung, siehe Kinsky 1910.]
Tonlich verspricht es schön zu werden. Jetzt sind die Kiele zu hart, die Saiten ungleich zu dick, daß man einen rechten Klang nicht hat.
Die Frage der Gleichwertigkeit des ital. [MIR1078] und des Grabner kann ich jetzt nur dahin beantworten, daß letzteres größeren Tonumfang und mithin auch mehr hergeben wird, das ital. hingegen kurze Baßoktave und soviel mit erinnerlich 4 Oktaven, welches sch[l]ießen läßt, daß es vor 1700 gebaut wurde. Beide habe ich spielfertig noch nicht gesehen.
In der Ranketfrage würde ich Ihnen raten bei [Julius] Schetelig anzufragen, welcher soviel mir erinnerlich auch unsere 2 Copien [Leipzig, Inv.-Nr. 1415 und 1416] nach Berliner Instr. angefertigt hat. Wir haben nur ein kleines Original aus Elfenbein [Leipzig, Inv.-Nr. 1414].
Für die Oboe habe ich die Zeichnung gemacht und schicke sie heute an [Wilhelm] Heckel. Hier weiß ich niemanden der dafür in Frage käme. Nach der Mensur und Grifflöcher zu urteilen hatte sie offenen und keinen d amore Becher.
Für die abermalige süße Sendung herzlich dankend, wünsche ich Ihnen gute Ferien und bin mit bestem Gruß // Ihr sehr ergebener // Otto Marx."