NL Rück, I, C-0570a

"Sehr geehrter Herr Doktor!

Im Besitz Ihres werten Schreiben teile ich Ihnen ergebenst mit, daß ich diese Ferien keine großen Reisepläne habe und München dieses Jahr außer meinem Bereiche liegt. Was aber das Gräbner Cemb. [MIR1079] anbelangt, so bin ich gern bereit dieses zu besichtigen. Von diesen kenne ich nur das eine welches hier im Museum [Leipzig, Inv.-Nr. 91] steht. Es ist 2 manual. und sehr gut gearbeitet, hat 4', 8' und 16' und Laute, alle 4 Register mit Handhebelbedienung und ist ein gutes Gebrauchsinstrument. [Paul] De Wit hatte dieses [Gottfried] Silbermann getauft, beim kopieren fand ich die ausführliche Inschrift, mit Jahreszahl 1774. Ein solches Instr. ist wohl zu empfehlen.

Ich halte für vorteilhaft das Cembalo welches mein Bruder [Bruno Marx] zur Reparatur hat mit einem 16' zu versehen. Es ist nicht ausgeschlossen, daß derartige Instrumente früher 16' hatten und von Reparateuren der Einfachheit halber mit glatten Saiten bezogen wurden.

Inzwischen erhielt ich Ihr wertes Schreiben vom 15. dMs und ersehe daraus, daß das Cembalo ich [sic] Jena steht, da wäre mir aber erst nach den 11. August möglich dies zu besichtigen, denn ich bin jetzt allein im Museum und habe auch Sonntagsdienst.

Was nun den 8' oder den 16' anbelangt so geht da schließlich die Meinung auseinander. Zwei 8' sollen als piano u. forte wirken, eine weitere Fülle giebt aber entschieden ein 16'. Im Übrigen wird nichts verändert, Stege und Anhang bleiben und kann bei besonderen Wunsche sofort wieder mit einem 8' Bezug vertauscht werden, so auch umgekehrt.

Mein Bruder, mit dem ich am Sonntag zusammen war, teilte mir mit, daß das letztreparierte Cembalo [unklar, welches Instrument gemeint ist] keine Stimmung halte. Da möchte ich Ihnen mitteilen, daß Cemb. mit vollen Dockenrechen keinen Platz für Verspreitzung zwischen Stimmstock und Rast lassen und höchstens unter dem Rechen ganz wenig den Stimmstock stützen können. Beim Gräbner Cemb. sind die Rechen geteilt und dazwischen Spreitzen, und trotzdem kann man dies wenn es wöchentlich gebraucht wird auch fast wöchentlich stimmen. Das passier auch bei vollständig neuem Stimmstock. eine Eigenheit beim Cemb. welches im Gebrauch ist, geht im Sommer in die Höhe und im Winter herunter.

Es ist eben für die leichte Bauart allerhand Spannung und dann spricht auch der Anhang und die schwachen weit vorstehenden Stimmnägel mit. Ein tiefere Stimmung wählen halte ich nicht für nötig. Dies muß man wohl bei Clavichorde mit Messingsaiten, welche die Normalstimmung nicht aushalten, da sind es aber meist Mensurfehler.

Erwähne also nochmals, daß ich, falls es bis nach den 11. Aug. Zeit hat, gern bereit bin das Gräbner Cemb. in Jena zu besehen[.]

Mit hochachtungsvollen Grüßen // Ihr sehr ergebener // Otto Marx."

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1932,07,15
Schreibort
Leipzig
Erwähnte Objekte
Zweimanualiges Cembalo
Tasteninstrumente
erwähnt als
Angebotene(s) Musikinstrument(e)
Cembalo, zweimanualig
Tasteninstrumente
erwähnt als
Vergleichsobjekt(e)
Kopie
erwähnte Institutionen
erwähnt im Zusammenhang
Vergleichsobjekt(e)
erwähnte Ereignisse
Typ des Ereignisses
Stimmung Tasteninstrument
Saitendraht
Cembalo, einmanualig
Involvierte Person
Leipzig
1932,07,15