"Sehr geehrter Herr Marx!
Wir übersenden Ihnen einliegend Durchschlag unseres heutigen Briefes an Ihren Herrn Bruder [Bruno Marx] nach Dresden, woraus Sie ersehen, dass wir ihm nochmals 4 Instrument[e] zur Reparatur übersandten. Selbstverständlich brauchen wir die Instrumente nicht auf einmal, sondern er ist jetzt genügend mit Arbeit für längere Zeit versorgt. Wir wären Ihnen sehr dankbar, wenn Sie wie bisher die Arbeiten mit ihm besprechen und die Arbeiten überwachen wollten.
Das kleine Stiftklavierchen war sicher früher in der Dekoration sehr hübsch. Wir bitten Sie die alte Dekoration wieder herstellen zu lassen und falls Sie irgend welches Material benötigen, wie z.B. farbiges, handbemaltes Papier, bitten wir Sie uns Muster zu senden: Wir haben hier einen Künstler, der dies sehr gut und billig macht, nur müssen wir Muster dafür haben. Auch gibt es in München eine ganze Menge Kunstgewerblerinnen, die derartige Geschichten sehr hübsch machen. Wir möchten gerade dieses kleine Klavierchen in unseren unteren Räumen ausstellen, ebenso wie die drei anderen [MIR1147, MIR1149 und MIR1138] und deshalb legen wir Wert darauf, dass diese Instrumente auch äusserlich anständig aussehen, sodass man sie zwischen neue Klaviere hineinstellen kann. Deshalb haben wir dekorativ wirkende Instrumente ausgesucht. Wir haben auch für das Klavier Schmal [recte: Schmahl, MIR1138] die Füsse und für das Klavier Hoffmann [MIR1149] bei gegeben, damit auch diese gerichtet werden. Besonders die Füsse des Schmal'schen Instrumentchens sind krumm und verzogen und es wäre zu überlegen, ob man nicht ev., wenn man sie nicht richten kann, neue Füsschen nach altem Original, das Sie ja im Museum [Leipzig, Museum für Musikinstrumente der Universität] haben, drechseln lässt.
Wir übersenden Ihnen, gemäss unserer Besprechung das Spinett, welches [Otto] Frank schon repariert hat, bei welchem aber in die Springer neue Dämpfer eingesetzt werden müssen und an welchem sonst einiges nicht in Ordnung ist. Wir sprachen auch davon, dass Sie ev. die Zargen mit farbigem Papier auskleben, wovon wir unseren Vorrat mitsandten. Falls er nicht genügt, können wir das gleiche Papier hier anfertigen lassen in alter Manier und bitten Sie freundlich uns rechtzeitig Mitteilung zu machen. Weiter sandten wir Ihnen gestern die beiden Bauernleiern (altes Stück und jenes von Florenz), die Sie die Güte hatten uns zu versprechen selbst zu machen, oder unter Ihrer Aufsicht machen zu lassen. Dann legten wir noch bei die kleine Mailänder Mandoline [bei Otto Marx "Mandürchen"], bei der Freund Seifert [Hermann Seyffarth] eine echte Leipziger Rosette eingesetzt hat, die natürlich verschwinden muss, um einer kopierten alten, der Zeit nach passenden, Platz zu machen.
Für den Instrumentenbauer in Leipzig [Gustav Wunderlich] senden wir 27.8. die Instrumente ab und geben Ihnen Durchschlag unseres Briefes folgend, aus dem alles weitere zu ersehen ist, Da Sie schrieben, dass der Mann keine ganz reine Freude an dieser Arbeit hat, haben wir erst einen kleinen Teil gesandt, um ihm nicht zu sehr mit solchem Kram zu belasten.
Es freut uns, dass es Ihnen in Nürnberg gefallen hat und es wird uns ein Vergnügen sein, sie ein anderes M[al] wieder begrüssen zu dürfen, damit wir die versprochene Fahrt dur[ch] die 'Fränkische Schweiz' gemeinsam machen können.
Durch Empfehlung des Herrn Dr. [Helmut] Schultz wurden uns verschiedene alte Zupfinstrumente angeboten, welche in Dresden lagern. Die Dame [Gabriele Fuchs] hat leider übersehen ihre Dresdner Adresse anzugeben. Wir schrieben ihr heute lt. Durchschlag an ihre derzeitige Adresse und wären Ihnen persönlich sehr dankbar, wenn Sie die Güte hätten, gelegentlich eines Besuches in Dresden, die Instrumente anzusehen und uns über den Stand derselben zu berichten. Sie kennen ja unsere Sammlung [Rück] jetzt einigermassen und werden beurteilen können, ob unter den angebotenen Instrumenten etwas brauchbares ist, das wir ev. kaufen würden, wenn der Preis den heutigen wirtschaftlichen Verhältnissen - wir müssen natürlich auch sparen und unsere Mittel sehr zusammenhalten - angemessen ist und wenn die Instrumente Originale und noch gut erhalten sind, also keine grossen Reparaturen brauchen. Gelegentlich eines Besuches in Dresden könnten Sie vielleicht diese Sache mit verbinden.
Es freut uns, dass wir in Ihrem Herrn Bruder [Bruno Marx] einen guten zuverlässigen Reparateur gefunden haben und dass wir [in] der Lage sind, ihn durch Reparaturen unterstützen zu können, sod[as]s auch seinen Interessen damit gedient ist.
Wir wären Ihnen dankbar, wenn Sie den beiliegenden Brief Herrn Dr. Schultz übergeben möchten, da wir seine Privatadresse nicht kennen. Sollte Ihnen die Fassung des Briefes nicht entsprechen, so bitten wir Sie freundlich, ihn uns zurückzusenden und uns mitzuteilen, in welchen Teilen wir den Text ändern sollen.
Wie Sie sich erinnern, fehlen an unserem sechspedaligen Schrankgiraffenflügel von Ehrlich [MIR1130] in Bamberg zu den beiden Karyatiden die Köpfe. Wir haben nun unter unseren alten Sachen zwei Frauenköpfe gefunden und wir vermuten, dass wir diese verwenden könnten, wenn man oben am Kopf ein kleines Kapitäl und unten ein kleines Basisstück einsetzt. Was halten sie davon? Wir senden Ihnen einliegend die Zeichnung von der Seite und ein Exemplar des Frauenkopfes und denken, dass man die Figur verwenden könnte. Bitte senden Sie uns den Frauenkopf mit Ihren freundlichen Rückäusserungen wieder zu.
Wir hoffen Sie und Ihre Familie gesund und wohl und verbleiben mit freundlichen Grüssen // Ihre ergebenen".