NL Rück, I, C-0570a

"Sehr geehrter Herr Marx!

Ich habe beiliegende Beschreibung des angebotenen Gräbner-Cembalos [MIR1079] noch erhalten zu Ihrer gefl. Orientierung.

Heute gestatte ich mir die Anfrage, ob es Ihnen wohl möglich wäre, die bei Ihnen noch befindlichen Instrumente bis zum Herbst fertigzustellen. Ich wäre Ihnen sehr dankbar dafür, weil wir bis zum Herbst unsere Sammlung, soweit sie aufgestellt ist, öffentlich zeigen möchten und die Lücken darin möglichst gerne geschlossen sähen.

Die aus Italien erwarteten Instrumente, die ich Herrn [Gustav] Wunderlich zur Instandsetzung senden möchte, sind immer noch nicht eingetroffen. Ich muss eine Gelegenheit abwarten, hoffe aber, dass sie im Laufe der nächsten Zeit kommt.

An Ihren Herrn Brunder [Bruno Marx] sende ich durch den Klaviertransporteur Solnberger in München in der kommenden Woche ein englisches Tafelklavier Astor & Horwood [MIR1166] ab, das dem in der Heyer-Sammlung [heute Museum für Musikinstrumente der Universität Leipzig] befindlichen stark ähnelt. Ich würde ihn bitten, neben dem 2-manualigen Cembalo auch dieses Instrument mit fertig zu stellen.

Ich bin mir über die Füsse des Klavieres nicht klar. Es ist im Adam Stil gearbeitet und hat 8 Füsse von denen 2 nicht ganz am Boden aufstehen, aber sicher Original sind. Dann hat es eine Pedalanlage irgend welcher Art einmal gehabt von der aber nur die Hebel vorhanden sind. Ob der Fortezug durch einen Kniehebel bedient wurde, oder ob ein Pedal vorhanden war, konnte ich nicht entscheiden. Ich bitte Sie freundlich diese Frage zu klären und dann das Weitere bei der Reparatur zu veranlassen. Das Instrument ist so hübsch, wie jenes in der Heyer-Sammlung. Interessant ist, dass diese Firma auch Flöten gebaut hat, denn die Flöte 2676 der Berliner Sammlung [Musikinstrumenten-Museum] ist von dem gleichen Fabrikanten. An dem Instrument fehlt ein Teil der Laubsägearbeit von der ich Sie bitte, dass sie ersetzt wird, gemäss dem Original aus der Heyer-Sammlung. Von den Broncen fehlen, wie mir scheint, diejenigen an den Stulpen der Fusskapitäle in der Mitte und hinten.

Ich bitte Sie freundlich diese Broncen in Dresden nachgiessen und anbringen zu lassen. Das Tafelklavier der Heyer-Sammlung hat ausserdem noch an der Vorderfront 3 grosse Broncen in Empire, ob diese echt sind, oder aus der Paul de Wit'schen Fabrik, Sie werden bei Untersuchung der Vorderfront des Tafelklavieres ja feststellen können, ob noch Nagellöcher vorhanden sind. Wenn ja, wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie auch die vorderen Broncen in Dresden herstellen liessen. Das Innere des Instrumentes ist verhältnismässig gut erhalten. Sollten Messingeinlagen fehlen, so bitte ich, diese gleich mit zu ersetzen. Das Instrument ist sehr hübsch und zierlich. Die beiden kurzen Füsse rückwärts werden wahrscheinlich Gewindeklötze brauchen, die vermutlich abhanden gekommen sind.

Ich sende Durchschlag dieses Briefes an Ihren Herrn Bruder, womit es sich erübrigt ihm nochmals extra zu schreiben.

Mit der Besichtigung des Cembalos in Jena bin ich einverstanden, wenn sie nach dem 11. August d.J. erfolgt. Wir werden uns noch mit dem Besitzer über einen geeigneten Zeitpunkt verständigen, es ist die Frima Gebr. Glaser in Jena, was ich aber vertraulich zu behandeln bitte. Durchschlag unseres heutigen Briefes finden Sie inliegend.

Mit freundlichen Grüssen bin ich // Ihr ergebener".

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1932,07,23
Schreibort
Nürnberg
Erwähnte Objekte
Zweimanualiges Cembalo
Tasteninstrumente
erwähnt als
Angebotene(s) Musikinstrument(e)
Tafelklavier
Tasteninstrumente
erwähnt als
Reparatur
Detailinformation(en)
Bauteil(e)
erwähnte Personen
erwähnte Institutionen
erwähnt im Zusammenhang
Vergleichsobjekt(e)
erwähnt im Zusammenhang
Eigentümer(in) Musikinstrument(e)
erwähnt im Zusammenhang
Transport Musikinstrument(e)
erwähnte Ereignisse
Typ des Ereignisses
Ausstellungsplanung
Nürnberg
1932,07