"Sehr geehrter Herr Marx!
Im Anschluss an meinen gestrigen Brief diene Ihnen noch, dass ich der Kiste mit den Reparatur-Instrumenten auch noch das Mezzo Colascione beigefügt habe, das Herr [Gustav] Wunderlich zwar repariert hat, das aber unspielbar ist, weil alle 3 Saiten fast auf den Bünden aufliegen und dadurch keinen reinen Ton geben. Wie allerdings diese Sache zu beseitigen ist, ist mir vorerst noch etwas rätselhaft. Vielleicht hat sich der Hals des Instrumentes gezogen. Er müsste diese Geschichte nachprüfen.
Ich habe die Sendung im ganzen an Sie geleitet, weil ich annehme, dass Sie sich die Instrumente doch genau besichtigen wollen. Herr Wunderlich kann sie ja dann doch bei Ihnen abholen lassen. Es wäre mir lieb, wenn mir Herr Wunderlich ungefähre Preise für die Reparatur sagen könnte.
Die Reparatur der Decke der Mandolone [wahrscheinlich MIR883] wird eine etwas schwierige Sache sein, weil sich die Decke zusammengezogen hat. Wie das allerdings entstanden ist, ist mir noch ein Rätsel.
Die Lebkuchen für die Damen liegen der Sendung bei.
Ferner möchte ich Sie noch um einen Rat bitten. Wir haben zwei Original Pauken [MIR628 und MIR629] aus der Rokokozeit, ca. 1760, in Italien aus einer Kirche direkt gekauft. Das eine Paukenfell ist noch halbwegs brauchbar, das andere hat ein grosses Loch. Die Pauken stehen jetzt in Bozen bei einer dortigen Instrumentenfirma, deren Inhaber zugleich Reparateure sind. Die Leute schreiben uns lt. beiliegendem Brief. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie uns hier einen Rat geben könnten, was man macht, ob man die beiden Pauken neu mit Kalbfell lt. Vorschlag überzieht, oder ob man das alte Paukenfell flickt und versucht auf die neue ein Eselfell zu bekommen. Wir glauben irgend wo läuten gehört zu haben, dass die alten Pauken mit Eselfellen bezogen waren, oder ist dies nur eine Rederei? Ich wäre Ihnen für Ihre baldgefl. Mitteilung sehr zu Dank verbunden und lege Ihnen Fotographie der betreffenden Instrumente bei, damit Sie sich ein Bild von der Form machen können. Die Kirche stammt von 1759 und die Pauken haben genau die gleichen Ornamente wie die Kirche, sodass die Pauken sicher auch aus dieser Zeit stammen. Die Pauken sind mit Schraubvorrichtung.
Mit freundlichen Grüssen // Ihr
Ich habe der Kiste auch noch 1 Serpent beigelegt bei dem die obere Windung mit der Anblasvorrichtung fehlt und wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir dieses Instrument nach einem Museums-Original passend richten würden. Ohne Vorlage ist dies nämlich nicht möglich, es soll auch spielbar sein. Sollten Sie es nicht machen, können, mögen Sie mir das Instrument wieder zurücksenden.
D.O."