"Sehr geehrter Herr Marx!
Ich weiss nicht, ob Sie Ihr Urlaub diesmal wieder nach Süddeutschland, d.h. nach Nürnberg und München führt. Wenn Sie nach München kommen, wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie eine Stunde sich freimachen können und möchten bei einem
Herrn Neresheimer, München, Elisabethstrasse 7/IV
ein Cembalo [Halle, Inv.-Nr. MS-66] besichtigen, das uns angeboten ist. Dieses Instrument ist im Boden ziemlich schlecht und es wurden an ihm die Springerleiste und die Springer durch den Reparateur Hahn seinerzeit 'erneuert'. Herr Hahn hatte natürlich nicht die gründliche Schulung und hat wie mir scheint einen ziemlichen Murks gemacht. Das Instrument soll untersucht werden, ob es halbwegs die Stimmung hält, welche Reparatur erforderlich ist und wie hoch die Reparaturkosten kommen, da sich ein ev. Ankaufswert natürlich davon abhängig macht. Selbstredend sollen Sie nicht eigens deswegen nach München fahren, sondern ich frage nur, wenn Sie nach München kommen, ob Sie ev. das Instrument besichtigen würden.
Sind Ihnen ausser dem zweimanualigen Gräbner-Cembalo aus der Heyer-Sammlung [Leipzig Inv.-Nr. 91] weitere zweimanualige Gräbner-Cembalos bekannt? Wie ist die Qualität der Gräbner - Instrumente? Es wird mir nämlich ein zweimanualiges Gräbner [MIR1079] angeboten und ich stehe in Unterhandlung mit den Leuten. Das Cembalo steht nicht allzu weit von Leipzig entfernt. Würden Sie im Ernstfalle ev. die Güte haben, auf meine Kosten und selbstverständlich gegen Berechnung hinzufahren und es anzusehen? Vielleicht haben Sie die Güte, mir mit beiliegendem Freikuvert zu schreiben.
Ihr Herr Bruder [Bruno Marx] schrieb mir, dass Sie vorschlagen, in das zweimanualige Cembalo [MIR1078] einen 16' einzubauen. Ich habe dagegen nichts einzuwenden, denn ich nehme an, dass das Instrument dadurch vielseitiger verwendbar wird. Der 16' Fuss wird auch weniger Spannung haben und dadurch die Stimmhaltung gewinnen?
Ihrer Rückäusserung mit Interesse entgegensehend // begrüsse ich Sie // hohachtungsvoll".