NL Rück, I, C-0455

Sehr geehrter Herr Klinckerfuss!

Vielen freundlichen Dank für Ihre Zeilen und für die gesandten Teile zum Erard-Flügel. Hoffentlich kommen wir bald in die Lage, sie in Nürnberg einsetzen zu können. Wir fuhren nämlich am 11. Okt. nach Wien, um verschiedenes, auch Geschäftliches zu ordnen. Dort überfiel mich eine sehr schwere Gürtelrose mit anschliessender Nerven-Entzündung und ich liege seit 27. Okt. im Hotel Siller krank darnieder.

Ich kann zwar auf einige Stunden jetzt täglich das Bett verlassen, habe aber leider immer noch so starke Schmerzen, dass ich noch nicht reisefähig bin. Zum Glück ist mein Bruder bei mir. So mussten wir unseren Prokuristen, Herrn Haid, in dieser Zeit des stark aufgeblähten Umsatzes leider allein die Arbeit lassen, denn natürlich auch in Nürnberg kauften die Leute wie wild Klaviere.

So hatten auch, wir, sicher ebenso wie Sie, Mühe die Ware herzubringen. Es ist eine ganz eigenartige Lage und wir fürchten, dass wir den erhöhten Umsatz später wieder büssen müssen. Und wie die Verhältnisse 1940 werden, wissen wir ja alle nicht.

Es war meine Absicht von Wien gegen Ende Okt. zurückzureisen, um in München wieder am Ministerium persönlich vorzusprechen. Leider komme ich in diesem Jahr nicht mehr dazu, rückreisen zu können und deshalb stehe ich in ständigen Verhandlungen mit meinem Verbindungsmann. Dieser, der selbst das grösste Interesse von einer baldigen Erledigung hätte, berichtete mir vor kurzem, dass das Ministerium ständig auf der Suche nach geeigneten Räumen sei, die es in der universität dafür frei machen möchte, aber bisher nicht konnte.

Sie ersehen daraus, dass ich selbst unter den momentanen, sehr erschwerten Umständen immer wieder bohre.

Ich hätte Ihnen so wie so in diesen Tagen wieder berichtet, um Sie und Ihre Mitteilhaber auf dem laufenden zu erhalten. Ich möchte hoffen und wünschen, dass ich in Bälde reisefähig werde und zwar so, dass ich meinen geplanten Besuch im Ministerium auf der Rückreise ausführen könnte. Sollte ich aber erst noch eine Rekonvaleszenzstation in Nürnberg machen müssen, so möchte ich nach Eintreten der Gesundung eigens nach München fahren. Dass ich dies allerbaldigst herbeisehne, können Sie sich wohl denken, denn im Hotel krank zu liegen ist allein schon sehr unangenehm, abgesehen davon, dass ich sehr viel an Nervenschmerzen auszustehen hatte und zum Teil noch habe.

Es würde mich interessieren, ob bei Ihnen in Stuttgart auch eine solch aussergewöhnliche Kauflust herrschte.

Wir wünschen Ihnen und Ihrer Familie persönlich und geschäftlich alles Gute, bitten Sie, eventuelle Kor[r]espondenz nach Wien I. Hotel Siller, Schwedenplatz zu leiten und begrüssen Sie aufs freundschaftlichste als Ihre // jederzeit ergebenen".

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1939,12,27
Schreibort
Wien
Erwähnte Objekte
Hammerflügel
Tasteninstrumente
erwähnt als
Bauteil(e)
erwähnte Institutionen
erwähnt im Zusammenhang
Verkauf Musikinstrument(e)
Geschäft
erwähnt im Zusammenhang
Verhandlung