NL Rück, I, C-0455

"Sehr geehrter Herr Klinckerfuss!

Von meiner Reise zu Prof. Schultz zurückgekehrt überreiche ich Ihnen anliegend dessen Schätzung im Betrage von RMk 5021.--. Wir arbeiteten drei Tage daran. Wenn Sie nunmehr, wie ich vermute, wünschen, dass wir die Schätzungen durchsprechen an Hand der ausführlichen Aufnahmen, so wäre es empfehlenswert, dass Sie dazu nach Nürnberg kommen. Ich kann nämlich im März nicht gut ein paar Reisetage für Stuttgart frei machen, da ich mit meinen Abschlussbilanzarbeiten durch den Stuttgarter und den Leipziger Aufenthalt in Rückstand gekommen bin. Ich würde Ihnen aber gerne hier zur Verfügung stehen, und kann dafür entweder einen Werktag, oder einen Sonntag frei machen. Wenn Sie einen ganzen Tag hier bleiben, denke ich, dass wir fertig werden können.

Zur Aufklärung für Ihre Geschwister möge Ihnen noch dienen, dass Prof. Schultz erst kürzlich die Werte der weltberühmten [E]stensischen Sammlung in Wien für die Direktion der dortigen Kunstsammlungen feststellte.

Für die Kosten der Schätzung machen wir Ihnen folgenden Vorschlag:

wir übernehmen, falls die Sammlung durch uns verkauft wird, bezw. gekauft wird, die Kosten unseres sechstägigen Stuttgarter Aufenthaltes (Hans und Ulrich Rück) auf unsere Rechnung; falls es nicht zum Kauf bezw. Verkauf durch uns kommt, bitten wir, uns wenigstens die Kosten für den Stuttgarter Hotelaufenthalt, d.h. Übernachtung und Trinkgeldauslagen zu ersetzen, wogegen Ihnen dann die gesamte Aufnahme zur Verfügung steht;

Sie übernehmen die Reisespesen und die Stundenvergütung die wir Hr. Marx selbstkostend vergüten müssen, und die Kosten meiner Leipziger Reise (hier nur Hin- und Herfahrt 3. Klasse Nbg.-Leipzig, sowie drei mal Übernachtungsspesen im Hotel), dazu die Schultz'schen Schätzungskosten mit 30 Mk, die ich Prof. Schultz gleich vergütete. Schultz rechnete mit Rücksicht auf meine langjährigen musealen Beziehungen zu ihm nur diese kleine Anerkennungsgebühr, auch sah er davon ab, nach Stuttgart zur Besichtigung kommen zu müssen, da ihm die genauen Aufnahmen durch seinen früheren Restaurator Marx völlig genügten. Es war also in Ihrem Interesse ganz gut, dass wir gleich Hr. Marx mitbrachten. Auf diese Weise war die Reise von Schultz nach Stuttgart zu ersparen, und - was Ihnen sicher die Hauptsache ist - Sie haben jetzt bereits die fertige Schätzung in Händen. Schultz hätte nämlich nicht während der jetzigen Osterferien kommen können, da er in Berlin in dieser Zeit arbeiten muss. So wäre es wohl mindest Pfingsten geworden.

Wenn Sie hierher kommen, was wir wie oben erwähnt für richtig finden, haben Sie nur die Fahrtauslagen, da es uns freuen wird, wenn Sie im Hause bei uns unser persönlicher Gast sind. Auch unser Fremdenzimmer steht gerne zu Ihrer Verfügung.

Für die weitere Behandlung denken wir uns folgenden Weg[.] Sie sprechen mit Ihren Geschwistern die Sache durch und geben uns Ihre Ansicht kund, dann können wir die Verhandlungen aufnehmen, wie wir die Sammlung unterbringen können. Dazu haben wir bereits alle Vorkehrungen und Vorarbeiten getroffen.

Wünschen Sie die gesamten Aufnahmen nach Stuttgart zugesandt? Es ist ein Band mit rund 100 Seiten. Dann senden wir ihn Ihnen natürlich gerne zu.

Wir widmeten nach Möglichkeit jedem Instrument eine ganze Seite und klebten die zugehörigen Fotos darauf ein.

In der Ordnung hielten wir uns nach Möglichkeit an Ihr Verzeichnis. Auch die von Ihnen gewünschten Instrumente sind in die Schätzung einbezogen.

Haben Sie inzwischen die empfindlicheren Stücke, die wir Ihnen bezeichneten, in Ihre Räume genommen? Denn bei den Temperaturen des derzeitigen Lagerraumes gingen sie zugrunde.

Die Nonnengeige ist nicht in die Schätzung aufgenommen, darüber einigen wir uns mündlich.

Ihren baldgefl. Nachrichten sehen wir gerne entgegen. Indessen verbleiben wir mit kollegialer, freundschaftlicher Begrüssung // Ihre Brüder".

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1939,03,09
Schreibort
Nürnberg
Erwähnte Objekte
erwähnte Personen
erwähnte Institutionen
erwähnt im Zusammenhang
Vergleichsobjekt(e)
erwähnt im Zusammenhang
Verkauf Musikinstrument(e)
Verhandlung
Standort Musikinstrument(e)
Angebot
erwähnte Ereignisse
Typ des Ereignisses
Gutachten Marktwert
Marktwert
Wert von
5021
Wert bis
5021
Währung
RM
Involvierte Person
Involvierte Institution
Leipzig
1939,03,03
Typ des Ereignisses
Gutachten Marktwert
Marktwert
Wert von
30
Wert bis
30
Währung
RM
Involvierte Person