"Sehr geehrter Herr Klinckerfuss!
In der Sammlungssache schliesse ich an meinen letzten Bericht vom 22. August an.
Unterm 14.9. schreibt mir der Min. Rat v. Stengel: """Auf unsere Besprechung von Anfang August hin wurde wegen Bereitstellung der für den Ankauf der Musikinstrumentensammlung in Stuttgart benötigten Mittel mit dem Bayer. Finanzministerium in Verbindung getreten. Durch die nunmehr eingetretenen Verhältnisse ist es leider unmöglich geworden, für den genannten Zweck augenblicklich staatliche Mittel flüssig zu machen. Nach Rückkehr normaler Zustände will sich jedoch das Land Bayern diese Sammlung keinesfalls entgehen lassen. Ein Verkauf der Sammlung ins Ausland kann zur Zeit wohl kaum in Frage kommen, dagegen wäre es wohl möglich, dass die Sammlungsgegenstände im Inland verstreut würden. Ich darf Sie daher bitten, mir mitzuteilen, auf welchem Wege die Sammlung für den Staat sicher gestellt werden könnte, ohne dass zur Zeit staatliche Mittel aufgewendet werden müssen. Ferner darf ich Sie noch um Mitteilung des Namens und der Anschrift des Inhabers der Sammlung in Stuttgart bitten. Mit Heil Hitler Ihr v. Stengel MinRat."""
Ich gab nun als erstes den Brief zur Begutachtung nach München an Hr. Neuner, der der zukünftige Kustos der Sammlung, die errichtet werden soll, werden soll, da Hr. Neuner mit Stengels Vorgesetztem, MinDir Dr. Fischer in der letzten 2 Wochen verhandelte, ebenso bekommt Prof. Ficker Kenntnis von dem Briefe und natürlich auch Sie, ehe ich eine Antwort erteile. Denn diese Antwort muss genau überlegt werden und kann nur im Einvernehmen mit Ihnen erfolgen.
Ich werde einstweilen, unverbindlich vorschlagen, ich schreibe an Stengel, dass Sie die Sammlung auf einige Monate mir anhand gegeben hätten, so dass momentan, also in dieser Zeitspanne keine Gefahr bestehe, dass sie im Inland verstreut werden könnte. Dann sind Sie vorerst ausser Obligo dem Ministerium gegenüber. Inzwischen hätten wir beide Zeit, uns zusammen zu setzten und zu beraten, wie wir das Rad weiter drehen. Auch kommt bis dahin Bericht von meinen Münchener Gewährsleuten, wie diese denken. Vorerst sind nämlich überhaupt noch keine Räume vorhanden, um die Stücke und die Neunersche Sammlung provisorisch unterbringen zu können. Die Neunerschen Exoten sollen an Prof. Fickers Institut angegliedert werden und dazu in der Bibliothek der Universität Räume frei gemacht werden. Meines Erachtens warten wir erst dies ab. Bis dahin können wir beraten, was man weiter tut. Inzwischen rechnen wir dann die Stücke durch. Ich nannte szt. einen Betrag von etwa 5000 Mark für erforderlich. Dies zu Ihrer Orientierung!
Nun suche ich seit Tagen vergeblich den Akt, in dem die technischen Aufnahmen und die Schultzschen Schätzungen enthalten sind, sowie mein Badgasteiner Brief samt Aufstellung dessen, was Sie und was ich fest übernahm. Ich muss Sie deshalb bitten, mir diese Schriftstücke leihweise zu überlassen, damit ich dann feststellen und durchrechnen kann, was alles noch vorhanden ist: also Schätzung Schultz, mein Brief sowie meine Aufstellung würde ich zur Einsicht auf ein paar Tage erbitten. Ich kann mir anhand dieser Unterlagen dann schon helfen, bis ich den Akt wieder finde. Neulich war Kreutz bei mir, da hatten wir noch diesen Akt, und seit dem ist er verlegt worden. Ich möchte aber die Durchrechnung und Aufstellung des noch Vorhandenen und dem Min[isterium] anzubietenden Vorrates jetzt machen, damit es parat ist, wenn die Angelegenheit in irgend einer Form sich weiter entwickelt.
Am einfachsten wäre, wenn ich nach Stuttgart käme. Ich kann aber in den nächsten Tagen noch nicht weg. Uebrigens genügt mir auch, wenn Sie mir Abschriften obiger Schriftstücke senden möchten, um die ich Sie bald bitte.
Verkauf ging in den letzten Tagen wie überall gut, wir decken das meiste nach.
Inzwischen Ihnen und Familie viele freundliche Grüsse // von Ihrem".