Hartmann antwortet auf Rücks Briefe vom 24. und 25. Januar und zeigt sich erschüttert vom Tod Hans Rück, "denn wir wissen doch wie Sie beide zusammen gelebt haben, hoffentlich erholen Sie sich recht bald wieder und können durch die Arbeit die trüben Gedanken verscheuchen."
Hartmann freut sich, dass Rück an seinem Album mit Fotos der Restaurierung von Gottfried Silbermanns Hammerflügeln in Potsdam Gefallen findet; sobald Hartmann mehr Zeit hat, wird er Rück noch Details der durchgeführten Arbeiten zukommen lassen.
Die Besitzerin, die der Berliner Sammlung das Orgel-Tafelklavier angeboten hatte, hat sich nicht mehr gemeldet, Hartmann vermutet, dass sie einen anderen Käufer gefunden hat. Dafür wurde ihm ein Klavichord von Silbermann angeboten, das baugleich mit Berlin, Kat. Nr. 598 ist und im Sachs-Katalog 1922 beschrieben wurde (MIR1061). "Ich habe es vor mehreren Jahren repariert, alles originale ist geblieben, auch die Saiten, bis auf einige die gerissen waren. Ein Foto von der Unterseite habe ich auch, (natürlich vom Resonanzboden)."
Der Nachbau der ägyptischen Winkelharfe, Berlin, Kat. Nr. 3527, muss nicht aus Sykomere-Holz gemacht werden, da von diesem Holz nichts zu sehen ist, kann auch Ahorn oder ein anderes dichtes Holz sein, lediglich die runde Stange muss auch Kiefer oder Fichte sein. Das grüne Fell wird schwer zu beschaffen sein. Für den Nachbau, Berlin, Kat. Nr. 3528, hat Hartmann ein Schaffell zu Pergament bearbeitet, wie es Maler und Lampenschirm-Macher gebrauchen, anschließend grün gestrichen und später, da der optische Eindruck zu schlecht war, die Farbe wieder abgewaschen, wodurch ein optischer Alterungsprozess eingetreten ist.
Zur Frage der Berippung historischer Tasteninstrumente schreibt Hartmann ausführlich seine Erfahrungen und Arbeitstechnik: Er fotografiert die Unterseite des Resonanzbodens und notiert die Originalteile mit ihrer jeweiligen Position und welche Änderungen sich nachweisen lasen. Anschließend werden schadhafte Teile abgenommen und "der Boden gerade gebügelt und neu berippt, möglichst auf den alten Stellen." Bei Splitterungen im Diskant dubliert er ihn dort, ggf. auch komplett, anschließend "nach alter Manier berippt. Sind unter dem Steg keine Rippen gewesen wie bei den meisten Flügeln d. 18. Jahrhunderts, so setze ich trotzdem eine genügende Anzahl an diese Stelle, damit der Boden auch gerade bleibt. Es kommt ja bei alten Klavieren nicht so sehr auf den Ton an, sondern hauptsächlich auf die Erhaltung."
Am schlimmsten ist nach Hartmanns Überzeugung der Saitendruck auf den Resonanzboden, der bei Tasteninstrumenten des 16./17. Jahrhunderts nur 10-12 mm stark ist. Um äußeren Zustand zu erhalten, muss bei Restaurierung stärker berippt werden, "denn den Druck darf man nicht verändern, aber alles wird protokolliert." Hat festgestellt, dass nicht alleine der Saitendruck den Resonanzboden zerstört, sondern auch der Saitenanhang und der Stimmstock sich durch den Saitenzug lösen, sodass sich die Entfernung zwischen Anhang und Stimmstock verringert. Da der Boden durch den Saitendruck nicht nach oben kann, biegt er sich partiell nach unten durch [Skizze]. Folglich müssen Anhang und Stimmstock bei einer Restaurierung mit Spreizen vor verrutschen gesichert werden, "die dichte unter dem Re[sonanz]boden beide Stellen angreifen und stützen."
Der Ansicht von Alfred Kreutz, bei Clavichorden den Resonanzboden mit möglichst wenigen Stegen zu versehen, stimmt Hartmann zu. Soweit sich Hartmann erinnern kann, haben Kreutz und Walter Merzdorf in Markneukirchen entsprechende Versuche an neuen Klavichorden angestellt "mit dem Ergebniß, daß die M[erzdorf]schen Instrumente tonlich jetzt die besten sind. Nun wird es aber das nicht allein sein, sondern ob die Rippen mit in die Bodenauflage eingelassen sind oder schon auf dem Boden enden," Hartmann hat bei Instrumenten beide Möglichkeiten gefunden.
Freut sich, dass das Klaviziterium (MIR1080) gut ausgefallen ist, interessiert sich für Details und Fotos.
Von Steinway & Sons, Berlin, hat er wegen des Transports des Lyraflügels (MIR1132) bereits Nachricht erhalten, dass Rücks Auftrag eingetroffen sei. Wird sich zur Verfügung halten.
Den Klavierbauer Reimann, der sich bei Rück als Mitarbeiter beworben hat, kennt Hartmann nur durch die Besuche im Museum, "er kommt schon seit Jahren zu uns ins Museum, zeitweise auch an mehreren Sonntagen hintereinander, ist scheinbar ein ruhiger und bescheidener Mann, jedenfalls hat er sich so bei uns bewegt." Kennt zwar keine Arbeiten von ihm, hat jedoch gehört, dass er viel Liebe für die alten Instrumente habe.
Schreibt Rück zur Besaitung von Erard und Pape zu späteren Zeitpunkt.