Dreiseitiges Schreiben Ulrich Rücks an Adolf Hartmann, der ihm für die Anteilnahme am Unfalltod seines Bruders Hans Rück dankt. "Mein Bruder war mein einziger Lebenskamerad und ich habe damit den besten Freund, den ich hatte, verloren." Bei dem Unfall erlitt Ulrich Rück einen Nervenschock, den er in den folgenden Wochen mit Hilfe seines Wiener Nervenarztes kurieren möchte. Bittet Hartmann, Hans Rück in gutem Angedenken zu bewahren. Bekam bislang rund 500 Beileidsbezeugungen.
Dankt Hartmann für das Weihnachtsgeschenk "in Form des Albums der Silbermann-Instrumente", das er seiner Bibliothek einverleiben wird. Die Sammlung Rück möchte er als väterliches und brüderliches Erbe weiterführen, sie lenkt ihn derzeit von "vielen trüben Gedanken und schweren Sorgen" ab. Hörte am Telefon, dass Berlin seit einigen Tagen von "englischen Besuchen verschont" blieb.
Bemühte sich vergeblich um Sykomorenholz für den Nachbau der ägyptischen Winkelharfe (Berlin, Kat. Nr. 3527), weshalb er für die Kopie anderes Holz verwenden möchte [was Hartmann schon am 29. November 1940 vorgeschlagen hatte]. Sucht noch immer ein grünes Fell, was kriegsbedingt schwer zu bekommen ist. Ein weißes Fell hat Rück zur Hand, ggf. lässt er es im März färben, wenn er aus Wien zurückgekehrt sein wird. Erbittet auch Mitteilungen über das der Berliner Sammlung angebotene Orgelklavier.
Hartmanns Restaurierungs-Protokolle finden Rücks Zustimmung, der sich für eine Berichtsform ausspricht, in der alles Relevante inkl. Fotografien aufgenommen ist, um den jeweiligen Zustand zu dokumentieren. Seit etwa einem Jahr lässt Rück "jeden Flügel fotografieren, bei dem der Boden herausgenommen werden muss, von innen, ebenso den Boden vor der und nach der ev. Berippung." Die Berippung von Tasteninstrumenten ist aufgrund der unterschiedlichen Traditionen schwierig. Vielfach im Diskant zu schwach berippt, weshalb der Boden dort eindrückt. Vor allem bei Clavichorden der Fall, vereinzelt auch bei Hammerklavieren. Wie soll der Restaurator hier verfahren? Den fehlerhaften Zustand belassen, Berippung im Diskant verstärken? Aus Sicht des Klaviermachers muss nachberippt werden, "denn sonst ist ja nach Jahr und Tag die ganze Restaurierung wieder beim Teufel." Schwierig ist dies aber bei Clavichorden, denn der Stuttgarter Clavichordspieler Alfred Kreutz ist z.B. ein Gegner von Nachberippung, da der feine Ton an Qualität verliere. Rück ist hier unentschlossen daher sehr an Hartmanns Urteil interessiert.
Das Klaviziterium MIR1080 ist nun fertig und klingt "fabelhaft", allerdings bedauert Rück, dass sein Bruder das Instrument nicht mehr hören konnte. Veranstaltete in der Sammlung eine kleine Feier zum Gedenken an Hans Rück, bei der Rudolf Steglich u.a. MIR1080 spielte. Auf einem beiliegenden Foto sind ferner der Graf-Flügel MIR1119, oberschlägiger Nannette-Streicher-Flügel MIR1118 sowie der Querflügel von Hubert MIR1176 aus der Heyerschen Sammlung zu sehen.
Am Tag des Briefes geht die Überweisung an Geigenbauer Friedel in Berlin für den Lyra-Flügel von Schleip heraus, dessen Verpackung Steinway organisieren wird. Bittet Hartmann, ggf. als Experte die Arbeiten zu überwachen.
Der junge Klavierbauer, den Hartmann in seiner Weihnachtspost erwähnte, hat sich bei Rück schriftlich gemeldet, es ist Hans Reimann. Wollte in Wien mit Hans Rück die Angelegenheit besprechen, muss nun aber zuwarten, da er gegenwärtig nicht in der Lage ist, "dieses Problem erschöpfend zu durchdenken." Bittet Hartmann um seine Einschätzung von Herrn Reimann und um Auskunft, wo dieser gelernt hatte. Weiß bislang nur, dass er Clavichorde gebaut hat, derzeit wohl an einem Spinett arbeitet und sich als selbstständiger Klavierstimmer in Brandenburg betätigt haben soll.