NL Rück, I, C-0327e

Hartmann dankt Rück für dessen Weihnachtspost vom 24. Dezember und deren Inhalt [vermutlich Geld oder Lebensmittelkarten]. Hat mit Dr. Ibach von der Firma Bechstein gesprochen, der für die Verpackung des Orgelpositivs von Kammersänger Prohaska folgendes Prozedere vorschlägt: Rück soll die Kisten an Bechstein, Berlin, schicken lassen. Hartmann wird die Pfeifen sachgerecht verpacken und Dr. Ibach informieren, wenn die Teile abholbereit sind. Anschließend übernimmt die Firma Bechstein den Transport.

An Rücks kleineren Instrumenten ist die ehemals "gotische Geige", die sich als Thüringer Zither entpuppte, fertig, ebenso das asiatische Blasinstrument aus Bambus, dessen Name und Spielweise Hartmann noch nicht in Erfahrung bringen konnte, ferner die beiden kleinen chinesischen Zupfinstrumente. Für zwei Kotos muss Hartmann noch Stege anfertigen, bei dem Tar sind noch Einlegearbeiten abzuschließen. [aufgrund der spärlichen Angaben war eine Identifizierung im Bestand des GNM bislang nicht möglich; 2015,09,22]

Für den Nachbau der ägyptischen Winkelharfe, Kat. Nr. 3527, hat Hartmann inzwischen das Holz zugeschnitten, aber noch nicht verleimt, hofft jedoch dies in absehbarer Zeit erledigen zu können. Musste in den letzten Wochen viele Konzerte betreuen, weshalb er sich nach Feierabend nicht um Rücks Instrumente kümmern konnte.

Erworben hat die Berliner Sammlung ein Pianino von Perau, Berlin, um 1840 (nach Hartmanns Erinnerung der Vorgänger von Bechstein). Durch Zufall konnte Hartmann noch eine alte Diskant-Zugposaune von Zielsdorf, Erfurt kaufen, sodass die Sammlung nun einen kompletten Satz Zugposaunen besitzt. Wird sich noch ein Tafelklavier ansehen. Das von Rück gewünschte Atlantisbuch der Musik konnte er noch nicht auftreiben, wird aber noch verschiedene Möglichkeiten probieren.

Samstag und Sonntag "hatten wir nächtlichen Besuch, es ist doch hier allerhand geschehen, wir sind nochmal wie ein Wunder verschont geblieben, bei uns im Garten lagen 5 Brandbomben, ins Vorderhaus ist eine reingegangen, konnte aber verhältnismäßig früh gelöscht werden, aber ringsherum sind doch ein paar Brände gewesen. In den letzten Tagen hatten wir wieder Ruhe. Man muß eben hoffen."

"Lieber Herr Dr. Rück!

Herzlichen Dank für Ihre beiden Schreiben vom (24.12.42.) mit Inhalt und vom 15.1.43. ich habe mich sehr darüber gefreut, nochmals vielen Dank.

Heute konnte ich mit Herr Dr. Ibach von Bechstein sprechen, er hält es für das Richtige wenn Sie die Kisten direkt zu Bechstein schicken, ich nehme inzwischen die Flöten heraus und verpacke sie und gebe dann Herr Dr. Ibach Bescheid das die einzelnen Teile abgeholt werden können, die weitere Verpackung und den Transport übernimmt dann die Firma Bechstein, ich glaube auch, daß es so am sichersten gehen wird.

Von Ihren kleinen Instrumenten sind fertig die alte Sister, (Gotisches Streichinstrument), das Bambusrohrinstrument welches ich aber leider immer noch nicht nach seiner Herkunft und Spielweise bestimmen konnte und die beiden kleinen Chinesische Zupfinstrumente. Für die beiden Kotos muß ich noch die Stege machen, dann kommt noch der Tar, der macht mir noch etwas Sorge der vielen kleinen Teile wegen, es wird aber schon gehen.

Die Harfen Kopie ist zugeschnitten, aber noch nicht verleimt, hoffentlich komme ich in nächster Zeit auch dazu. Es waren in letzter Zeit sehr viel Konzerte zu betreuen, sodaß ich noch Feierabend nicht so recht daran arbeiten konnte, hoffentlich wird es nun  bald etwas ruhiger. 

Neuangebote sind kaum zu melden, wir haben ein kleines  Pianino von Perau, Berlin, etwa 1840, gekauft, P[erau]. ist der Vorgänger der Firma Bechstein, wenn ich mich nicht sehr irre, außerdem haben wir durch Zufall eine alte Diskant Zugposaune von Zielsdorf, Erfurt, bekommen, ich glaube wir haben jetzt einen ganzen Satz von Z.[ugposaunen] = Diskant, Alt, Tenor und Baß. In den nächsten Tagen will ich mir noch ein Tafelklavier ansehen ich glaube aber nicht, daß es was Vernünftiges ist.

Das Atlantis-Buch habe ich noch nicht bekommen können, werde aber noch an anderes Stelle versuchen, ich gebe Ihnen dann sofort Bescheid.

Am Sonnabend und Sonntag hatten wir nächtlichen Besuch. es ist doch hier allerhand geschehen, wir sind nochmal wie ein Wunder verschont geblieben, bei uns im Garten lagen 5 Brandbomben, ins Vorderhaus ist eine reingegangen, konnte aber verhältnismäßig früh gelöscht werden, aber ringsherrum sind doch ein paar Brände gewesen.In den letzte Tagen hatten wir wieder Ruhe. Man muß aber hoffen.

Für heute mit den herzlichsten Grüßen // bin ich wie immer // Ihr ergebener // Ad. Hartmann".

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1943,01,21
Schreibort
Berlin-Steglitz
Erwähnte Objekte
erwähnt als
Reparatur
erwähnt als
Reparatur
Zupfinstrumente
erwähnt als
Reparatur
erwähnt als
Restaurierung
Tar
Zupfinstrumente
erwähnt als
Restaurierung
Zupfinstrumente
erwähnt als
Nachbau
erwähnte Personen
erwähnte Institutionen
erwähnt im Zusammenhang
Transport Musikinstrument(e)
erwähnte Ereignisse
Typ des Ereignisses
Kriegshandlung
Involvierte Person
Berlin
1943,01,01
Literaturreferenz
Hamel/Hürlimann 1934