NL Rück, I, C-0327e

Hartmann dankt für Rücks Schreiben vom 20. April und die Bestätigung der erhaltenen Musikinstrumente. Die mit der Sammlung Leibbrand erworbene "gotische Geige" ist nach Hartmann "ein Volksinstrument nach Art der Thüringer Zithern und wahrscheinlich aus dem 18. Jahrhundert." Vermutungen, es sei vom Balkan, erteilt er aufgrund der Form eine Absage.

Das Orgelpositiv von Kammersänger Prohaska hat Hartmann vor drei Wochen bei Bechstein verpackt. Die Balggewichte hat er aus der Kiste mit den Zinnpfeifen wieder heraus und in der großen Kiste festgenagelt, da "die Kisten jetzt doch ziemlich geworfen werden." Entschuldigt sich, dass er sich nicht früher geäußert hat, "aber nach dem 1. März [alliierter Fliegerangriff] ist hier Alles wie im Fieber, es wird gepackt, verschickt oder im Keller verstaut, sodaß man gar keine Gedanken hat zum Schreiben, denn wer weis, wer das nächste Mal rankommt. Die Klaviere liegen in Charlottenburg auf der Straße rum, zertrümmert."

Wegen der Hausorgel von Hugo Distler wird er mit dessen Witwe Kontakt aufnehmen.

Die Berliner Sammlung erhält nur wenige Angebote; interessant war für Hartmann von den Angeboten nur die bronzene Kuhglocke, zumal es in Indien Glocken für Elefanten gibt, von denen er aber nicht weiß, wie sie aussehen. Dafür "wären auch 200,- RM nicht zuviel". Bogenharfe und Krokodilzither sucht Hartmann ebenfalls seit Jahren vergeblich für die Berliner Sammlung. Erworben wurde dort eine vermutlich sehr frühe Pedalharfe, die noch als Hakenharfe angelegt ist, deren Haken aber durch den Hals gehen und auf der anderen Seite herausragen, mit Schnüren verbunden sind und mit den vier Pedalen in Verbindung stehen.

Die von Rück gewünschten Fotoplatten mit den Mechaniken schickt Hartmann wieder an Rück, der davon beliebig Abzüge anfertigen kann; Hartmann hat "kein Interesse daran sie bei mir einzusargen."

Listet abschließend seine Rechnung auf.

"Lieber Herr Dr. Rück!

Vielen Dank für Ihr Schreiben von 20.4., es freut mich, das die Instrumente gut dort angekommen sind, über des Bambusblasinstrument kann ich Ihnen leider immer noch nichts mitteilen. Die sogenannte 'Gotische Geige' ist meiner Ansicht nach ein Volksinstrument, nach Art der Thüringer Zithern und wahrscheinlich aus dem 18. Jahrhundert. Verschiedene vermuten sie vom Balkan, das glaube ich aber nicht, denn die dortigen Zupfinstrumente haben andere Formen, und die Streichinstrumente, Gurla, sind nur einsaitig und haben keine Bünde, ich glaube eher, daß es süddeutsche Arbeit ist.

Die Orgel habe ich vor 3 Wochen bei Bechstein mit verpackt, die Bleiplatten habe ich aber aus der Flötenkisten wieder raus genommen und unten in der großen Kist fest genagelt, es war mir auch sicherer, wo die Kisten jetzt doch ziemlich geworfen werden.

Entschuldigen Sie bitte, daß ich Ihnen noch nicht Nachricht gegeben habe, aber nach dem 1. März ist hier Alles wie im Fieber, es wird gepackt, verschickt oder im Keller verstaut, sodaß man gar keine Gedanken hat zum Schreiben, denn wer weis, wer das nächste Mal rankommt. Die Klaviere liegen in Charlottenburg auf der Straße rum, zertrümmert.

Wegen der Hausorgel werde ich versuchen mit Frau Diestler in Verbindung zu treten, ich gebe Ihnen dann sofort Bescheid.

Instrumenten Angebote sind sehr wenig, von den Ihnen  mitgeteilten Instrumenten, würde mich nur die große Bronzekuhglocke interessieren, es giebt irgend wo in Indien Elephantenglocken, aber wie sehen die aus, wenn es nachgewiesen werden könnte, so wären auch 200,- RMk. nicht zuviel, aber!!!.

Wir habe eine Harfe erworben, es ist kein schönes Stück, aber warscheinlich eine der ersten Pedalharfen, eigentlich ist es eine Hakenharfe, bei welcher die Haken durch den Hals gehen, auf der anderen Seite  heraus ragen, durch Schnüre mit einander verbunden sind und von  hier aus durch Zugstangen mit den 4 Pedalen Verbindung haben. Diese Stufe fehlte uns noch und hat nicht viel gekostet.

Die Mechanikplatten schick ich Ihnen dann wieder zu. Sie können soviel Abbildungen davon machen wie Sie wollen, ich habe kein Interesse daran sie bei mir einzusargen.

Wegen einer Bogenharfe od. Krokodilzither bemühe ich mich auch schon lange, es ist aber ziemlich aussichtslos.

Und nun meine Rechnung: Japan Zupfinstrument 2 Wirbel neu // 5,- RMk. Bambusblasinstrumt geleimt 3,- [RM] // Sister: 5 Wirbel, Decke und Korpus ausgebessert. // 20.-[RM] //Orgel verpackt bei Prohaska& Bechstein // 10.- [RM]

38,- R

RMk.

Für heute mit den herzlichsten Grüßen und Wünschen // Ihr ergebener // Adolf Hartmann".

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1943,04,25
Schreibort
Berlin-Steglitz
Erwähnte Objekte
erwähnt als
Restaurierung
Tasteninstrumente
erwähnt als
Transport
erwähnt als
Angebotene(s) Musikinstrument(e)
erwähnt als
Neuerwerbung
erwähnt als
Suche
Krokodilzither
erwähnt als
Suche
erwähnte Personen
erwähnte Institutionen
erwähnt im Zusammenhang
Transport Musikinstrument(e)
erwähnte Ereignisse
Typ des Ereignisses
Kriegshandlung
Involvierte Person
Berlin
1943,04