NL Rück, I, C-0327e

Letzter überlieferter Brief von Adolf Hartmann, dem eine unbeschriftete Fotopostkarte beiliegt, die Hartmann bei der Arbeit an einem Cembalospringer zeigt.

Hartmann entschuldigt sich für die verspätete Antwort, denn inzwischen werden die Bewohner Berlins wegen des Luftkriegs "nervös gemacht und warten auf die angekündigten Besuche. Dazu der Aufruf, wenn möglich Berlin zu verlassen, wo soll ich aber mit meiner Frau hin da sie krank ist und Pflege bedarf, das sind alles Sorgen die sich Tag für Tag aufdrängen und alles lähmt."

Offenbar erkundigte sich Rück nach dem Gestell von Schmahlschen Hammerklavieren in der Berliner Sammlung. Von den drei Tafelklavieren der Berliner Sammlung haben zwei ein Gestell (Kat. Nr. 1282 und Kat. Nr. 336), das dritte "Mozarts Reiseklavier" (Kat. Nr. 8) ist ohne Gestell. Oskar Fleischer notierte, dass Kat. Nr. 8 durch Paul de Wit in Salzburg erworben wurde "und nach Angaben der verkaufenden Besitzer soll es M.s Reiseklavier gewesen sein. Irgendwelche Dokumente sind nicht vorhanden." Die Gestelle von Kat. Nr. 1282 und 336 sind schlicht, einen Aufriss gibt er auf der Rückseite.

Berichtet über ein angebotenes Cymbal, das vor geraumer Zeit ein Herr Motker, Berlin, Lutherstr. 13, als "altes kostbares Cembalo" offerierte, bevor es bei einem Angriff zu Schaden käme. Hartmann fand "nur ein Cymbal vor, weder schön noch kostbar aus den 1880-90 Jahren, schwarz lackiert auf runden gedrehten Beinen." Erbaut und signiert in Budapest. Hartmann bot 100 RM, hat aber vom Verkäufer nichts mehr gehört. Um es ausstellungsfähig zu machen, bedarf es einiger Anstrengung.

"Lieber Herr Dr. Rück!

Entschuldigen Sie bitte die verzögerte Antwort, wir sind aber hier etwas nervös gemacht und warten auf die angekündigten Besuche. Dazu der Aufruf, wenn möglich Berlin zu verlassen, wo soll ich aber mit meiner Frau hin da sie krank ist und Pflege bedarf, das sind alles Sorgen die sich Tag für Tag aufdrängen und alles lähmt.

Von unseren 'Schmahl' haben zwei ein Gestell, das dritte 'Mozart-Reiseklavier' hat keins und ist auch reichlich klein dazu. Zu diesem Instrument steht im alten Inventar von Prof. Dr. Fleischer, Paul d. Witt hat das  Instrument in Salzburg gekauft und nach den Angaben der [unleserl.]laufenden Besitzer soll es M[ozart].s Reiseklavier gewesen sein. Irgendwelche Dokument sind nicht vorhanden.

Die Gestelle der beiden anderen sind sehr einfach, eine Zarge mit Schubkasten auf vierkantigen A[unleserl.]s verjüngten Beinen. Aufriß umseitig. Dunkel gestrichen mit helleren Adern.

Über das Cymbal kann ich Ihnen mitteilen, ich wurde vor einiger Zeit von einem Herrn Motker, Bln. Lutherstr. 13. angerufen, er hätte ein altes kostbares Cembalo daß er gern abgeben möchte damit es bei einem evt. Angriff nicht zu Schaden käme. Darauf habe ich mir das 'kostbare' Ding angesehen, fand aber leider nur ein Cymbal, weder schön noch kostbar aus den 1880–90. Jahren, schwarz lakiert auf runden gedrehten Beinen. Das Instrument ist in Budapest gebaut und Signiert. Starke verrostete, zu Teil schon geflickte Saiten sind noch vorhanden. Die beide Schlägel sind nicht mer [sic!] dabei. Ich habe ihm 100,- RMk. geboten, da man es nur als Schlußinstrument für die Reihe der Cymbals gebrauchen kann. Um es ausstellungsfähig zu machen müßte der Bezug und die Schlägel erneuert werden. Der Herr wollte mir Bescheid geben, hat sich aber bis jetzt nicht wieder gemeldet.

Entschuldigen Sie die Kürze Lieber He Dr Rück. Viele herzliche Grüße und Alles Gute von Ihren Ad. Hartmann"

[Zeichnung].

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1943,08,04
Schreibort
Berlin-Steglitz
Erwähnte Objekte
Tafelklavier
Tasteninstrumente
erwähnt als
Vergleichsobjekt(e)
erwähnte Ereignisse
Typ des Ereignisses
Kriegshandlung
Involvierte Person
Berlin
1943,04