Hartmann bestätigt den Eingang des von Rück am 24. Juli 1941 angekündigten Blasinstruments. Es handelt sich um ein Harmonicor, vergleichbar Berlin, Kat. Nr. 2129, lediglich in anderer Form. Während das Berliner Instrument Trompetenform hat, ist das von Rück vorgelegte Instrument in Tubaform gebaut [= MIR1042, Blasharmonika]. Bei beiden Instrumenten sind durchschlagende Zungen in gleicher Anordnung eingebaut. Hartmann verortet das Instrument in Frankreich, zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts. Das Berliner Instrument aus der Sammlung Snoeck wurde von diesem auf 1862 datiert, was Hartmann für plausibel hält. In der damaligen "Dilettanten-Musik" zwischen 1830 und 1880 wurden "wieder Querflöten ohne Klappen, Harfen ohne Pedale od. Haken, Akkordzithern u.s.w. gespielt". Gebaut wurden diese Instrumente, um Nichtmusikern das Spielen zu erleichtern. Mit den modernen "Kommunisten-Schalmeien" hat das Harmonicor nichts gemeinsam, da die Schalmeien gebündelte Rohre besitzen, die jeweils nur eine Stimme haben. Für einen Chor benötigt man folglich mehrere Instrumente.
Das Verzeichnis der von Rück erworbenen Instrumente der Sammlung Leibbrand war für Hartmann sehr aufschlußreich. Bedauert, dass Rück das Spinettino in der Lederkassette nicht erwerben konnte. Die Baryton-Kopie [nicht MIR795] hat Geigenbauer Voss "im Auftrage von Leibbrand angefertigt aus Teilen eines alten Basses, aber vor 1910, welches Modell genommen wurde kann er nicht mehr genau sagen, repariert hat er es 1913 nicht und ich auch nicht."
Hartmann ist etwas irritiert wegen der von Rück erwähnten "gotischen Geige"; die er in der 1920 gedruckten zweiten Auflage von Ruth-Sommer auf S. 53 gefunden hat. Hartmann kann diesen Typus nicht einordnen und hofft, bei Gelegenheit auf etwas ähnliches zu stoßen; "vielleicht ist es eine Bauernarbeit nach Art der Trögelgeigen, die sind aber nur 2 & 3 Saitig, sonst kann ich sie nirgends unterbringen."
In einem Nachtrag berichtet er über seinen jungen Kollegen Martin Scholz, der zunächst "ja auch alles neu machen" wollte, bis Hartmann ihm sagte, worauf es im Museum ankomme. Vereinzelt muss er ihn bremsen, "aber es geht doch schon und was die Hauptsache für mich ist, er ist ruhig & ehrlich."