Georg Kinsky beantwortet drei Briefe Ulrich Rücks, die er "durch unvorhergesehene Abhaltungen" nicht früher beantworten konnte. Die am 7. Juni 1930 angefragten modernen Cembali von Maendler-Schramm in München kennt Kinsky und "kann dieselben nur bestens empfehlen. Seit einigen Jahren baut Maendler auch sog. 'Bachklaviere', d. s. Cembali mit modulationsfähigem Ton. Diese kommen klanglich zwar dem modernen Empfinden näher, da sie nicht - wie die alten Cembali - tonstarr (unnüanzierbar) sind, verführen dadurch aber leicht zu einem dynamisch übertriebenen Vortrag, der der alten Musik fremd ist." Kinsky hörte bei einem Musikfest in Leipzig ein Neupert-Cembalo, "das klanglich ganz ausgezeichnet war." George Steingraeber in Berlin hingegen lässt nach Kinskys Wissen nur Instrumente nach Vorbild seiner eigenen Sammlung bauen, d.h. "ohne Eisenrahmen und Pedale. Diese sind zwar tonlich vorüglich, aber doch in ihrer Verwendungsfähigkeit für Konzertzwecke beschränkt, da der heutige Cembalist nicht ohnen Pedale, die eine mühelose Registrierung und einen [darüber eingefügt: raschen] Manualwechsel während des Spiels ermöglichen, auskommen kann. – Von den französischen Clavecins (Pleyel und Erard) würde ich abraten, weil die deutschen Neubauten zum mindesten gleichrangig, in mancher Hinsicht ihnen sogar überlegen sind."
Ein Ophikleidenmundstück kann Kinsky nicht zeichnen, da ihm die Vorlagen fehlen, seit die Heyersche Sammlung nach Leipzig verkauft wurde. Rät daher, sich mit dem dortigen Museumsleiter in Verbindung zu setzen. Für Rücks Bassophilkleide hält es Kinsky für möglich, dass ein Posaunenmundstück genügt, was durch praktische Versuche leicht herausgefunden werden kann.
Das angebotene Spinett aus Tesero ist typisch italienisch mit vorgebauter Klaviatur, evtl. aus dem 17. Jahrhundert. Da es defekt ist, schlägt Kinsky als Höchstpreis 150 Mark vor. Die Blasinstrumente hingegen sind Durchschnittsware und Rück sollte sich den Ankauf überlegen. Als Höchstgebot nennt Kinsky 100 Lire = 22 RM pro Stück, bei den angebotenen "Fagotten (je nach Alter und Erhaltung) evtl. 150 bis 200 Lire."
Anton Kiendl in Wien war einer der besten Zithermacher und Kinsky bewertet die angebotene Streichzither mit ca. 50-60 RM, wenn sie besonders gut gearbeitet und erhalten ist, auch etwas höher.
Schließlich zu einem angebotenen Lyra-Flügel von Johann Christian Schleip, Berlin: Diese Instrumente waren in der Biedermeierzeit sehr beliebt. Das eingereichte Foto zeigt ein schönes und dekoratives Instrument, für das man 3-400 Mark anlegen könnte. Vergleichsobjekte nennt Kinsky im Metropolitan Museum New York sowie der Sammlung Neupert, Nürnberg.
In Bonn steht ein "schöner aufrechter Empire-Flügel zum Verkauf." Kinsky holt Erkundigungen ein und meldet sich wieder bei Rück. Für seine Aufwendungen berechnet er 15 RM. Seitlich mit Bleistift: "M 15,- bez. am 30.6.30 a. PSch K Cöln".