NL Rück, I, C-0570k

"Sehr geehrter Herr Marx!

Im Begriffe von Nürnberg und damit auch von Herrn Dr. Rück zu scheiden, will ich die Gelegenheit ausnutzen, Ihnen herzliche Grüße zu übersenden. Herr Dr. Rück glaubt evtl. Gelegenheit zu haben, einem Auto einen Brief an Sie mitzugeben, sodass auch dieser Grund befördert werden kann.

Ich weiß nicht, ob Sie meine zwei Nachrichten erhalten haben, als ich noch in Kriegsgefangenschaft war und diese Kameraden, die nach Leipzig entlassen wurden, mitgab. Mir geht es den Umständen entsprechend gut, vor allen Dingen Gesundheitlich, was ich auch von Ihnen und Ihrer Familie hoffe.

Da ich hier in Nürnberg keine Arbeit bekommen habe, will ich nunmehr zu einem Freund ziehen, der im Fränkischen Oberförster ist und früher in meiner Heimat ansässig war. Sollte es dort jedoch auch nicht klappen, werde ich wieder nach Nürnberg zurückkehren und eben warten, bis eine Gelegenheit kommt. Wollte Ihre Tochter nicht auch nach Nürnberg? Wie mir Herr Dr. Rück sagte, werden Sie jetzt auch wieder dringend zur Restaurierung von alten Instrumenten benötigt. Wollen Sie nicht nach hier kommen? Ich glaube hier ist doch mehr Ruhe vorhanden, als in dem unruhigen Leipzig.

Ich habe sehr oft an die netten Stunden in Ihrem Familienkreise gedacht und hoffe, dass wir uns recht bald einmal wiedersehen. Ich glaube über meinen Aufenthalt Herrn Dr. Rück immer einmal Nachricht geben zu können.

Mit besten Grüßen und Wünschen für Gesundheit auch für Ihre Familie und Familie Steinert verbleibe ich

Ihr dankbarer // [Unterschrift]".

Empfänger Person
Datum
1945,07,13
Schreibort
Nürnberg