"Sehr geehrter Herr Doktor!

Ihren werten Brief u. Karte bestdankend erhalten. Die mir freundlichst beigelegten Milchmarken werde ich mir nach und nach gut schmecken lassen und danke Ihnen herzlichst dafür.

Für Ihre freundl. Einladung danke ich herzlichst, habe aber wenig Lust zum Reisen, denn bei der laufenden Gefahr ist man doch gern bei den Sachen, daß man im Falle doch noch das Nötigste retten könnte. Und Mayrhofen ist ja sehr schön, habe dort schöne Turen gemacht in früher Morgenstunde, wenn das K. Ehepaar noch schlief, aber die alte Post mit ihrer Wirtin wo ich mir oft die Kopfhaut angeschrammt habe, spüre ich wenig Verlangen.

Heute Endlich bin ich auf der Post die Gitarre los geworden d.h. mit Vorbehalt, weil die Kiste ein Stückchen über einen Meter lang ist. Den 2ten Bezug habe ich nicht beigelegt, wenn er auch für dort bestimmt, schicke ich ihn noch als Doppelbrief. // Das Kirschclavichord ist nun auch bezogen mit den alten Wirbeln (gereinigt u. gebläut) und zurück gestellt.

Von Schuster habe ich die Saiten erhalten und nun beide Spinette fertig. Die eine Kiste habe ich ganz zerlegen müssen um breiter zu machen, nun muß ich mich nach der Versandmöglichkeit erkunden. Die Stahlsaiten 2 1/2 habe ich nach Hersbruck geschickt. Apfelholz habe ich noch nicht nötig. Ernstle hatte seine Arbeit von 7 Jahren in einem Handkoffer (Zettelkatalog) gepackt und sagte mir freudestrahlend 'restlos verbrannt'

Demnächst werde ich dem Museum einen Besuch abstatten.

Das Eisenscharnier werde ich gelegentlich nach Nürnb. schicken.

Den Probewirbel für Stimmhammer lege ich bei.

Gestern waren wieder die Tommis hier, es fielen in der nähe Bomben, habe auch gesehen wie ein Flieger in Flammen aufging. Hoffen wir, weiterhin heil zu bleiben. Nachts war wieder Alarm.

Ihnen ferner alles Gute wünschend grüßt herzlichst auch Frl. Luise // Ihr sehr ergebener // Otto Marx.

Grüßen Sie bitte die Klausnerin".