NL Rück, I, C-0570k

"Lieber Herr Marx!

Besten Dank für Ihren Brief vom 5.d.M.. Ich freue mich, dass Sie nach wie vor wohlauf sind und Besuch Ihres Jungen haben durften. Frl. Luise ist wieder in Funktion und lässt Ihre lieben Grüsse bestens erwidern.

Ich hätte Sie gerne schon vor Monaten hierher eingeladen, aber so lange ich in Hersbruck wohne, ist die Sache zu umständlich für Sie und solange Jahnstr. 27 noch nicht verfügbar ist, möchte ich schon aus dem Grund absehen, da ich Ihnen doch auch ein anständiges Quartier bieten möchte. Ganz abgesehen davon sind die Zeiten so unruhig, dass ich fast annehmen muss, dass Sie sich selbst nicht gerne von Leipzig fortwagen. Ich werde zu gegebener Zeit so frei sein, die Frage Ihres ev. Kommens anzuschneiden.

Ihre Mitteilung, dass das Spinett fertig ist, hat mich herzlich erfreut. Nun brauchen wir die Deckelscharniere und den Deckel. Leider habe ich das Lindenholz noch nicht hier und wenn das noch länger dauert, neige ich tatsächlich dazu, einen massiven Nussbaum-Deckel zu machen. Wegen der Scharniere denke ich so, dass wir eine Form nehmen, die möglichst haltbaren Sitz gewährleistet, denn das Spinett wird öfters transportiert werden für kleine Hauskonzerte und da darf dann das Scharnier schon massiv sein. Von diesem Standpunkt aus gesehen dürfte ein ganz leicht verziertes zum Obenaufschrauben vielleicht doch das massivste sein.

Ich bitte Sie um die Zeichnung, damit Braun die Scharniere machen kann. Nun sprechen Sie von einer Skizze für Pultscharniere in Ihrem Brief. Diesem liegt aber nur eine Skizze für Schrauben mit Muttern bei bezw. mit einer losen oberen Scheibe zum Aufnieten in Messing. Bitte teilen Sie mir mit, wieviel Sie von diesen Schrauben benötigen. Falls sie für 2 Spinette und 2 Clavichorde gehören, gleich für alle 4 Instrumente, wenn dies möglich ist, da die Arbeit dann in einem hin geht. Eine Zeichnung von Pultscharnieren fand ich nicht, ich bitte Sie also um diese. Das Kirschbaum bestelle ich heute und werde Ihren Wunsch nach Holz für Sockel und Stäbe mit berücksichtigen.

Nächster Tage geht eine Kiste W.R. 147 an Sie ab, enthaltend ein historisches italien. Spinett zur Restaurierung und einige Flaschen Mosel zu Ihrer Restaurierung, die Sie sich recht gut schmecken lassen wollen. Ev. können Sie in der gleichen Kiste das Spinett hierhersenden.

Ihr Werkzeug ist nunmehr komplett wieder beieinander und ich sehne den Tag herbei, an dem Sie es hier wieder einweihen können bezw. an dem die politische Lage soweit ist, dass Ihre Reise hierher gefahrlos ist. Wir sandten an Sippach und Schlessiger je einen Lederscheck von 150 qdm (an Sippach) und 100 qdm (an Schlessiger). Ich werde bei den Genannten anfragen, ob noch frühere Lieferungen daraus zu decken wären oder ob das Quantum zu unserer Verfügung steht und dann wäre es fein, wenn Sie doch wieder eine Reise nach Eisenberg bezw. Gera machen würden, um das Leder persönlich auszusuchen.

In Wien bekam ich von meinem Geschätsfreund, der Ersten Produktivgenossenschaft, 1/2 Fell Hammerleder, 1/2 Fall Wildleder und 1/2 Fell Schnabelleder: phantastische Qualitäten aus der Zeit vor 1914. Ebenso verschiedene sehr schöne Tuche (Muster beiliegend, falls Sie davon benötigen, steht es zur Verfügung).

Teilen Sie mir auch mit, ob Sie für das 2. Spinett und die beiden Clavichorde Wirbel brauchen . Wenn ja, bestellen Sie bitte solche direkt bei Zacharias, jetzige Adresse: Machern /Sachsen, Nr. 31. Zacharias liefert wieder schön und wird offensichtlich bevorzugt bedient.

Ich wünsche guten Empfang der Sendung und lasse Ihnen das Holz für den Spinettdeckel sofort durch Maendler zugehen, nachdem ich mich entschlossen habe, ihn massiv zu machen aus Zeitersparnisgründen.

Weiter alles Gute und herzliche Grüsse // von Ihrem


Beilage."

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1944,07,07
Schreibort
Nürnberg