NL Rück, I, C-0570k

"Sehr geehrter Herr Doktor!

Heute kam endlich die Kiste an. Haben Sie recht vielen Dank für den Wein der soll mir wohl manchmal ein Tröster sein in dieser schlimmen Zeit, vorerst kommt er in den Keller. Den Eiskümmel habe ich diese Woche geöffnet, er ist ganz vorzüglich.

Das Spinett ist nett, aber recht schön lackiert. Wer war denn der schöne Reparateur. Wie üblich die Docken zu kurz, auf den Tasten ein Polsteraufbau der lose Steg mit wieviel Schrauben angeschraubt. Klinckerfuß?

Der Boden muß natürlich heraus, dageht der schöne Lack zum Teufel.

Das Clavichord habe ich jetzt in der Kur. Habe alles nachgeleimt, neuen Stimmstock, Boden, Steg. Die Klaviatur machte viel Arbeit, da hat auch ein sogenannter Reparateur noch sein möglichstes dazu getan. Sie schrieben mir zur Zeit vonn neuen Stimmnögeln, haben Sie solche vorgesehen? Ich dachte die alten zu verwenden.

Mit den Spinett abschicken will ich noch etwas warten. Im Fall ich die gesponnen Saiten bekomme, so kann ich zugleich beide schicken, da geht es in einem.

Wir leben jetzt immer in Alarm fast jede Nacht auch öfter am Tag, wenn man sich eine Arbeit vornimmt z. B. Boden einleimen, da muß man erst die Luftlage hören. Da können Sie jetzt wohl ohne Sorge schlafen, aber einmal muß es doch ein Ende nehmen, mit jedem Tag rückt der Frieden näher.

Ihnen recht gute Erholung wünschend grüßt herzlichst // Ihr sehr ergebener // Otto Marx".

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1944,08,17
Schreibort
Leipzig