NL Rück, I, C-0570k

"Sehr geehrter Herr Doktor!

Es tut mir herzlich Leid, daß Sie nun noch an den wenigen heil gebliebenen wieder so schwere Schäden erleiden mußten. Wollen wir trotzdem den Mut nicht sinken lassen und auf ein gutes Ende hoffen. Auch den lieben Meister Braun bedaure ich sehr, ja manchen betrifft es besonders hart. Da dürfen wir wohl vorläufig auf keine Charniere warten.

Die Kiste ist nach einer Fahrt von 3 Wochen angekommen, nur das Rippenholz vermisse ich, ebenso Kirschholz für den Deckel auf die Vogelorgel. Diesen möchten Sie mit Charnieren habe[n] – aber wo bekommt man solche? Dann muß auch ein Schließhacken sein.

Von Seiler habe ich die 3 Stimmstöcke erhalten und zum großen Teil schon verarbeitet, die Stoßlade und Schneidelade auch der Knüpfel ist fertig. Nun muß ich aber noch einmal anfragen welches Instrument ich in der Kiste schicken soll. Erst schrieben Sie von dem Spinett [Anmerkung Ulrich Rück "Klinckf.", meint Klinckerfuß] und in Ihrem letzten Brief möchten Sie das Clavichord, dafür erwarte ich noch das Kirschholz, oder soll ich es so schicken. [Anmerkung Ulrich Rück "Brixlegg"]

Herrn Haid hatte ich schon geschrieben: F. P. No 29500

 

Aber vom Prof. weiß ich auch nichts, da ist jetzt jede Verbindung abgebrochen.

Beiliegend einige Rechnungen, die anderen werde ich Ihnen bei Abgang senden.

Der Lusterrock den Sie mir schenkten, ich hatte ihn beim Schneider zur Umarbeitung, ist leider auch verbrannt. Das ganze Haus vielmehr die ganze Straße (Johannisgasse) sind nur noch Schutthaufen.

Nun wünsche Ihnen ferner alles Gute und grüße herzlich auch Frl. Luise // Ihr sehr ergebener // Otto Marx".

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1944,11,06
Schreibort
Leipzig