NL Rück, I, C-0570k

"Lieber Herr Marx! Ich danke Ihnen bestens für Ihren l. Brief vom 11ten. Wir danken beide für Ihre lieben Wünsche zur Erholung aufs beste. Gerne möchte ich auch Sie irgendwo in Erholung wissen: waren Sie fort? Haben Sie vor, wegzugehen? Wann und wie lange? Ich fahre hier am 29ten weg ins Zillertal, wo ich noch bis Septembermitte bleiben will, um dann nach Nbg zurückzukehren. Ich kenne nicht Ihre Dispositionen, weiss auch nicht, ob Sie unter heutigen Uaständen sich weg getrauen. Sonst könnte ich daran denken, Sie ins Zillertal auf da. 10 bis 14 Tage zu mir einzuladen. Allerdings müsste ich dann Ihren Entscheid baldigst haben, da ich dann ja auch noch zusehen muss, für Sie Quartier zu bekommen. Ich gehe nach Mayrhofen, was nicht mehr mondän ist, da viele Gasthäuser, auch die Alte Post grösserenteils, durch KLV [Kinderlandverschickung] belegt sind. Bitte geben Sie mir Ihre Meinung baldfreundlich kund. Fahren können Sie ja einmal im Jahre über 100 Km
auf Ihre Kleiderkarte in Urlaub, also Leipzig-Mayrhofen. Falls Sie eine "Arbeitgeberbestätigung" brauchen würden, kann ich solche Ihnen von hier aus ausstellen.- Nun zu Ihrem evtl. geplanten freiwill. Einsatz: natrl will ich Ihnen diesbezl. keine Ratschläge geben. Aber ich meine, dass Ihre Arbeit für mein Haus bzw. damit für die musikwissenschaftlichen Belange des Reiches (denn ich lasse die Sammlung einmal auch zurück!) aus kulturellen Gründen derart hochwichtig u. vor allem unersetzlich ist, dass dieser Grund allein genügt, Ihr Gewissen zu entlasten und Ihnen jegl. Behörde gegenüber Rückhalt zu geben, ganz abgesehen davon dass Sie ja über 65 also nicht mehr aufgerufen sind. Ich bin auch gerne bereit, wenn Ihnen das genehm erscheint, Ihnen vom MuswissJnst UnivErlangen und von der Direktion der Städt. Kunstsammlungen Nbg Bestätigungen ausstellen zu lassen, die Ihre Arbeit so schildern, wie sie ist, nämlich nicht ersetzbar! So dass Sie dann jegl. Rückendeckung haben. Bitte äussern Sie sich zu diesem meinem Vorschlage. Clavichord: wir machen zum originalen Eisenband ein 2tes gleiches, kann Braun machen, wenn Sies wünschen. - Übersponnene Messingsaiten für Spinett: sind bei Bräuner/Eisenberg zum Überspinnen. Jene fürs Clavichord Kirsch bat ich Maendler, uns zu spinnen, Bescheid noch ausständig, ich antworte Ihnen dann sofort. - Deckel Spinette: frug soeben bei Maendler an, ob er uns das Holz gibt. Wenn ja, bäte ich Sie doch, solche dort zu machen, da ich nicht weiß, ob ich Kithil halten kann anges. des totalen Einsatzes. - Stahlsaiten 2 1/2 sandte ich aus Hersbruck Ihnen, nehmen Sie Vorrat daraus und Rest nach Hersbruck an Dr. R. Schlossplatz 1 bei Landrat Dr. Nunhofer, (13a), Hersbruck rechts der Pegnitz. Gitarre Mayrhofen (Mathias Gredler, Burgstall Nr. 90, Post Hippach im Zillertal, Tirol (12b) kann bis zu 15 Kilo als Paket reisen, wenn Sie rasch zugreifen, da geänderte Bestimmungen in Aussicht stehen sollen auf mindere Gewichtsgrenzen, bisher gilt maximal 15 Kilo. Mehr wirds nicht haben. Sonst bleibt nur Fracht- oder Eilgut übrig. - Frühes Clavichord: bäte ich Sie, im Museum zu fragen, ob zugänglich. Dann würde ich Schulz um Genehmigung ersuchen zur Zeichnung bezw. Copie, die ja auch in s. Interesse läge!! Ist denn sein "Restaurator" Ernst'le noch da, der muß doch wissen, wo Instr. verlagert ist u. ob dort zugänglich! - Holz für Kirschclavichorddeckel bestellte ich soeben in Brixlegg. Nachdem alter Deckel nicht mehr auffindbar, dazu Holz für die Leisten, wie szt. von Ihnen vorgeschrieben. - Angemeldete Kiste wird schon noch kommen, geht jetzt langsamer vonstatten. - Wenn Sie nicht ins Zillertal wollen, könnte ich nach mr. Rückkehr in Heilsbronn versuchen, Sie unterzubringen in der Schönau, allwo's auch jetzt noch so halbwegs nahrhaft. Beste Grüsse von uns 2en Ihr".

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1944,08,16
Schreibort
Bad Gastein