"Lieber Herr Marx!
Herr Jahn von Zacharias besuchte mich hier gestern. Ich schenkte ihm je einen Napfkuchen für seine Frau und für Sie. Die Kuchen gehen heute per Eilpaket an die Adresse von Jahn's Frau ab und dürften etwa Samstag in Leipzig sein. Wenn Sie am Samstag Frau Jahn antelefonieren, könnten Sie sich vielleicht Ihren Kuchen schon dort abholen. Andernfalls sendet Ihnen Jahn Ihren Kuchen am Montag durch Boten in Ihre Wohnung. Er wird aber nicht mehr ganz frischgebacken sein, wird Ihnen aber trotzdem schmecken. Sie können Frau Jahn auch schon am Freitag anrufen /: Nummer sagt Ihnen Fa Zacharias oder Telefonbuch :/ denn ich sehe eben, dass es heute erst Mittwoch ist.
Jahn selbst kommt erst Samstag Nachts, spätest Sonntags nach Leipzig zurück. Wenn Sie bei Frau Jahn anrufen, bekommen Sie den Kuchen frisch gebacken; er ist aus der besten Wiender Konditorei.
Von Nurnberg kommt noch im Februar das Hammerklavier [evtl. Halle, MS-1] mit der Landschaft im Deckel, das wir gemeinsam in Halle besichtigten und das neu gestrichen wurde und wozu ein Gestell gemacht wurde, das direkt nach Halle geht. Wir bitten Sie freundlich, wenn das Hammerklavier kommt, es sofort in Arbeit zu nehmen und alle übrigen Arbeiten stehen zu lassen.
Es muss nämlich dieses Hammerklavier noch im März in Halle eintreffen aus Gründen des Etats, der Ende März abläuft. Im [unleserl.] Etat ab 1.ten April sind keine Mittel mehr vorgesehen nur deshalb wünscht Dr. Koch, dass er das Hammerklavier noch im März repariert zurück erhält.
Wir besprachen s. Zt., Sie und ich, eine Spielbarmachung des Instruments nur ich gebe Ihnen auf separatem Blatt beiliegend einen Auszug unserer Korespondenz vom vergangenen Sommer, da ich annehme, dass Sie sich vielleicht nicht mehr genau daran erinnern. Zu den Arbeiten käme noch das Anbringen neuer Deckelscharniere. Diese machte Braun nach Mass und sie liegen dem Hammerklavier bei. Sollte Käser etwas vergessen haben, so bitte ich Sie, ihm direkt zu schreiben und fehlendes anzufordern.
Mit Weichholz, nicht Laubholz, wird's jetzt auch kritisch, wie mir Dütz schrieb, so dass ich mich mit 'Freund' Insp. Blüthner gut halten wollen [sic], denn der ist für ein gutes Trinkgeld sehr empfänglich.
Hier hats eine Saukälte, hoffentlich haben Sie selber genug Brennmaterial, hoffentlich haben Sie davon genug.
Für heute mit vielen herzlichen Grüssen // Ihr
Ihr seinerzeitiger Bericht über das Hammerklavier Halle:
Saiten können eventuell bleiben /: putzen :/
Boden: die Ecke hinter den Stimmnägeln nachleimen.
Moderator: die Lederstückchen erneuern.
Hammerachsen: zum Teil sehr klapperig /: neue Achsen :/
Tasten im Wagbalkenstift sehr klapprig /: Keilchen einsetzen :/
Tastenführungen: hinten einige erneuern /: Fischbein :/.
Die äussere Farbe auf Weichholz ist durch Maler Piussi nach Wünschen von Halle erneuert worden.
Die alten Scharniere Fabrikat Paul de Wit wurden von uns entfernt, da sie gar nicht in die Zeitperiode passten.
Die Löcher wurden ausgeflickt und an jenen Stellen, an denen die Schrauben die neuen Scharniere in horizontaler Richtung eingedreht werden, breite Holzstückchen eingesetzt, da der Deckel verhältnismässig dünn ist. Sie werden die ausgeflickten Stellen schon zu finden wissen.
Das Instrument bekommt neue, handgemachte Scharniere von Braun, die nach dem Muster unserer Hubert-Clavichords angefertigt wurden.
Wenn ich mich noch recht erinnere, werden sie teils mit Nietnägeln, teils mit Schrauben befestigt."