NL Rück, I, C-0570h

"Sehr geehrter Herr Doktor!

Soeben war ich bei Herrn Professor [Helmut Schultz] und habe über die Schätzung gesprochen. Einzelangaben wird er nicht machen, er meint das lohnt doch nicht und Sie überfüllen damit nur Ihr oberes Stockwerk, interessante Sachen sind es auch kaum. Es sind um 50 Stück, davon gehen wohl die Leihgaben ab, das Stück durchschnittlich 20 M. also höchsten 1000 M. H. PRof. wird Ihnen noch im laufe der Woche schreiben. Eine Fußzeichnung von dem Hoffmannflügel kann ich Ihnen machen. In dem Flügel ist auch ein orginal Pult (ganz kompliziert) wüsnchen Sie das auch? NAtürlich nur wenn der Flügel der gleiche ist und ein solches gehabt hat. Zu diesem Zwecke muß ich allerdings kommende Woche während der Dienststunden nochmals gehen, heute war schon geschlossen.

Für einen Tausch ist H. Prof. leider nicht. Er meint er könne doch nicht aus einem geschlossenen Ganzen einfach ein Stück herausnehmen und ob er den Typ eines Pianoconsol hat, wäre doch nicht so wichtig, Übrigens würde sich schon noch die Gelegenheit bieten für einen Tangentenflügel.

Das wäre dies und nun etwas von meiner Arbeit. Sie möchten gern ein Resultat des Messingfederbleches haben, so muß ich Ihnen mitteilen, daß ich mich wohl oder übel zu Federkliefedern entschlossen habe. Es war in den alten Docken nichts anderes als Kielreste zu finden, also habe ich orginalgetreu auch wieder Kiele verwendet, und ich staune selbst es geht sogar gut. Man wird so alt wie eine Kuh und lernt immernoch dazu. Die Stimmnägel gingen noch besser heraus als ich annahm, habe aber an allen den Rost mit der Farbe entfernen müssen. Jetzt flicke in den Boden, dann kommt der Bezug, danach eine Arbeit wofür mir graut, das einschneiden der Docken auf die Tastenschenkel. Das giebt noch eine harige Arbeit.

Mit Bedauern habe ich gelesen, daß Sie von enem hatnäckigen Katarrh geplagt sind, wünsche aber, daß Sie auch davon wieder genesen sind. Sie machten mir eine Andeutung von Ihrem bevorstehenden Geburtstage so erlaube ich mir Ihnen meine herzlichsten Wünsche zu senden.

Mit herzlichen Grüßen // Ihr sehr ergebener // Otto Marx."

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1940,10,26
Schreibort
Leipzig