"Lieber Herr Marx!

Freundl. Dank für Ihren Brief, wonach Sie gut nach Leipzig kamen und gleich eine Sitzung im Luftschutzkeller absolvieren mussten. Auch das wird mit der Zeit vorübergehen!

Wie Sie sehen bin ich noch hier und komme auch nicht vor Anfang kommender Woche weg, denn ich muss unbedingt noch ein provisorisches Verzeichnis der Sammlung machen.

Heute übersende ich Ihnen die Vergrösserung des Clavicytheriums der Berliner Sammlung, falls sich daraus für Sie etwas interessantes ergibt. Mir däucht aber, dass unser Instrument eine wesentlich bessere Arbeit ist.

Nun zum Lyra-Klavier. Dieses steht in Apolda und zwar bei Herrn Bankdirektor i.R. Kohlstock, Gerbachei Nr. 1. Ich lege Ihnen zur Kenntnis der Sachlage den ganzen Briefwechsel bei, den wir bisher mit dem guten Mann hatten. Ferner mehrere Fotografien von Lyra-Klavieren. Die Fotografie seines eigenen habe ich nicht mehr. Aber vielleicht passt eine von den übersandten Fotografien auf diesen Kasten. Andernfalls bäte ich Sie, mir wieder eine Fotografie zu senden bezw. eine Skizze des Instruments zu machen.

Ich selbst habe an dem Kasten kein Interesse, da ich vorerst keinen Platz habe und Lyra-Klaviere immer wieder angeboten werden. Es müsste denn sein, dass es sich um ein Stück handelt, bei dem man ausnahmsweise einmal nicht den Stimmstock herausnehmen müsste, das also sagen wir einmal in ca. 8-10 Tagen restauriert wäre. Aber auch dann würde ich es mir noch überlegen.

Ich sende Ihnen heute einstweilen diese Unterlagen als Material, bis ich weiss, ob sich München dafür interessiert und bis ich weiss, ob der gute Kohlstock diesen Kasten noch besitzt. Beides muss ich erst klären. Ist die Sache positiv geklärt, schreibe ich Ihnen und bitte Sie, dort vorzusprechen.

Käser ist mit dem Bibelspinett fertig, jetzt geht es an die Lederarbeit und nächste Woche muss Braun das Beschläg machen. Dann kommt Semmelroth an die Reihe, dann der Uhrmacher und als Krönung des ganzen Vater Marx!

Bei Zacharias bestellte ich Blei zum Ausbleien in 5 [und in] 6 mm Stärke. Da Sie dazu vielleicht besondere Wünsche haben, wäre es gut, wenn Sie nach Empfang dieses Briefes Zacharias anrufen würden. Ich bestellte von jeder Grösse ein paar Kilo, damit wir Vorrat haben.

Ihre Korrespondenz erreicht mich also diese Woche noch hier.

Ohne mehr für heute mit herzlichen Grüssen // Ihr".