NL Rück, I, C-0570h

"Lieber Herr Marx!

Ich danke für Ihren Brief vom 31.I.40. Um Ihre Abrechnung steuerlich nachzuprüfen, forderte ich Ihren Akt aus Nürnberg vom Geschäft ein. Ich kann aus Ihren Aufschreibungen nicht entnehmen ob die 1641 M 98 Pf nur für Arbeiten sind, ob Sie also die Auslagen extra bekommen haben, oder ob davon die Auslagen abzuziehen sind. Die Auslagen mit 124 M. 15 Pf. brauchen Sie ja nicht zu versteuern, sondern nur das Entgelt für Ihre Arbeiten. Wenn ich Ihren Akt hier habe, was aber etwa eine Woche dauert, werde ich sofort die Aufstellung machen. Sie haben ja Zeit bis Ende Februar und können sich den Termin verlängern lassen, mit Rücksicht, dass ich in Wien krank liege.

Leider liege ich wieder seit vergangenen Mittwoch und zwar mit 4 sehr schmerzhaften Haemorrhoidelknoten. Der Arzt hofft, dass ich Ende der Woche vielleicht wieder aufstehen, ev. auch ausgehen kann. So zieht sich die Krankheit hier immer wieder hin, so dass meine hiesige Adresse bis auf weiteres gilt und ich es jetzt nicht mehr mache, vorher Reisetermine anzukündigen.

Direktor Dütz, Liegnitz, Schubertstrasse 15 fragt bei mir an, wie man Resonanzböden behandeln könne, wenn man keinen Resonanzlack mehr bekäme, wie jetzt. Ich weiss von Ihnen, dass Sie die Resonanzböden meines Wissens schleifen und wachsen und mit hartem Klotz polieren. Wenn Sie geneigt sind, dieses Verfahren bekanntzugeben, so bitte ich Sie herzlich, es in meinem Auftrag an Direktor Dütz ausführlich zu beschreiben, damit er danach arbeiten lassen kann. Bitte dies bald zu erledigen, da es elend aufsitzt. Ich schrieb es ihm bisher nicht, weil ich annehme, dass es Ihr geistiges Eigentum ist und Sie, bitte, selbst entscheiden wollen, ob Sie es Dütz mitteilen wollen. Vielleicht schreiben Sie auch mir ein Paar Zeilen darüber.

Das kleine Spinett sieht natürlich bös aus: es stammt aus Venedig, jedenfalls von einem Dachboden. Wir kauften es aber, natürlich billig, weil wir diesen Typ nicht haben und es in Italien kaum mehr aufzutreiben ist. Buchsholz könnte eventuell, wenn nicht Blüthner, so doch Bechstein oder Steinway liefern.

Bitte reklamieren Sie bei Zacharias-Jahn nach den bestellten Stiften etc., denn wenn nicht schon geliefert, fürchte ich, dass wir lange darauf warten müssen.

Grüssen Sie Jahn von mir und sagen Sie ihm, er möge unseren gemeinsamen Bekannten Ehrbar in Wien nicht vergessen, - vor allem aber nicht den Rück.

Schicken Sie bald wieder Ihre Abrechnung,

Herzliche Grüsse // von Ihren getreuen Brüdern".

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1940,02,06
Schreibort
Wien