NL Rück, I, C-0570h

"Lieber Herr Marx!

Freundlichen Dank für Ihren Hallenser Bericht. Also ist Koch bei N. gelandet, wie ich vermutete! Mir wurde berichtet, die Städte müssten sehr sparen und könnten "nicht mehr so tief in den Säckel greifen, wie bisher, und im Kriege seien alle Ausgaben für Kulturzwecke gedrosselt"! Dem scheint aber nicht so zu sein. Ich bat soeben Maendler, bei Koch vorstellig zu werden, dass er das Cembalo in einen trockenen Raum stellen möge. Denn Feuchtigkeit verträgt es nicht. Übrigens würde mich interessieren, von Ihnen zu hören, wie M. seine Aufgabe als Copist gelöst hat. Koch selbst schrieb mir nämlich bisher kein Wort, wie ihm das Instrument gefiele. Nachdem der gute Maendler 1000 Mk aus seiner Tasche
zuzahlte, haben wir ein moralisches Anrecht darauf, dass das Instrument auch pfleglich behandelt wird. Woran es bisher offenbar fehlte. Sprach Koch zu Ihnen über seine neuen Aquisitionen? Höckner hat zu Zimmermann ja keine Beziehungen mehr, die kamen hintereinander. Frug Koch nach den noch bei uns rückständigen Instrumenten? Das würde mich interessieren, da mirs z. Zt. gar nicht eilt, diese noch zu liefern.

Ich entnehme Ihren Mitteilungen, dass in Eisenberg noch gelbes Hammerleder lagert. Das dürfte noch vom verstorbenen Geyer herstammen. Und da meine ich unmassgeblich, sollten wir, auch wenn es gelb ist, kaufen, was davon brauchbar ist. Denn ob so schnell wieder überhaupt Hammerleder noch zu haben sein werde, ist höchst zweifelhaft. Und da ist mir ein gelbes immer noch lieber, als gar keines in braun. Übrigens kann man das gelbe Leder färben lassen. Bitte setzen Sie sich also mit dem Erben in Verbindung, wenn die Qualität brauchbar war, und lassen Sie sich zur Auswahl den Vorrat senden, oder wenn es viel ist einen Teil. Denn ich wüsste nicht, woher wir sonst die Ware bekommen könnten. Für evtl. weniger wichtige Restaurierungen nehmen wir dann eben das gelbe Leder.

Vielleicht hat Jahn noch Leder liegen: bitte plündern Sie bei dem, was zu haben ist. Wer hat, der hat! Jede brauchbare Sorte nehmen Sie bei Jahn. Viel wird er eh nicht haben.

Heute kamen die Wirbel vom Beindrechsler für die kleine Poschette, sie liegen bei.

Die Sammlungsaufnahme macht eine Sauarbeit, ist erst zu zwei Dritteln fertig, so bin ich noch einige Tage hier. Bitte senden Sie mir gleich Ihre Liquidation für die Fahrten nach Eisenberg und nach Halle, auf Firma Wilhelm Rück, damit ich diese noch vor meiner Abreise begleichen kann. Denn diese zahlt die Firma.

Wenn Sie das Messingblech ausprobiert haben, schreiben Sie mir bitte die passende Stärke, dann bestelle ich gleich auch für mich hier ein Stück. Indessen viele herzliche Grüsse von Ihrem".

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1940,09,21
Schreibort
Nürnberg