NL Rück, I, C-0570h

"Sehr geehrter Herr Doktor!

Hoffentlich haben Sie meine Karte von Eisenberg erhalten. Vorerst meinen herzlichen Dank für die feinen Mürbchen und Lebkuchen, ich ergötze mich täglich an einigen.

Wie ich schon schrieb hoffe ich, daß das stärkere von den 3 Sorten Messingblech wohl das rechte sein wird.

Leider war meine Eisenberger Reise gänzlich vergebens. Wie ich Ihnen schon schrieb ist H. Geyer im Frühjahr gestorben. Er war Fachmann, jetzt hat es der Schwager allein und er sagte mir, daß ihm die Fachkenntnisse fehlen. Hammerkopfleder war nur ein paar von dem hellgelben da. Kein Kalbleder und kein Dämpfer- od. Hammernasenleder, einfach nichts. Unter einem halben Jahr bekommt er auch nichts herein.

In Halle hat es sich schon gelohnt. Das Cembalo hatte eine Stimmung sehr nötig, auch blieben eine Anzahl Docken stecken. Ich habe Dr. Koch gesagt, daß der Raum nicht trocken ist wo das Cem. steht, worauf auch die zum teil bis auf einen halben Ton höher gegangene Stimmung schließen läßt. Es steht in der Albrechtstr., ein Nebenraum von einem großen Saal. Letzterer steht voll Flügeln, Tafelklavieren,  Clavichord, Cembalo, Spinett, Orphika u.s.w. // Mit dem Hausmeister habe ich mich unterhalten und herausbekommen, daß die ganze Sendung aufeinmal angekommen ist und zwar von Nürnberg, Neupert. Also Ihre Befürchtung hat sich noch übertroffen. Dabei ist er mit dem Zwenkauer Högner wegen verschiedenen Sachen am unterhandeln. Meine angeflehte Begutachtung werde ich dankend ablehnen, d.h. wenn sie an mich herankommen.

Nun will ich noch einige von den Instrumenten aufzählen, eine ganze Übersicht ist unmöglich, es sind 50-60 Stück. ["50" von Ulrich Rück durchgestrichen mit Ergänzung "Marx 31.1.41"]

Streicherflgl.

Conrad Graf (auf der Wieden 182)

Auerbach, Mainz

Schmit, Salzburg.

Ka[thol]nik [Notiz von Ulrich Rück "Katholnig wohl?"]

Schmahl

1 eingelegter Hammerfl (letztere alle ältere m. schw. Untertasten.[)]

Späth und Schmahl Tangentenflgl.

Cembalo braun lack mit gold hin.

Cembalo H Ruckers 2 Manual.

Spinett [H Ruckers] und mehr namenlose

Pape Consol

Clavicytherium umgearbeitetes Cembalo

aufrechte Klaviere, auch die anscheinend abgesägte Pyramide, ein Berliner Unikum [Zeichnung] u v. a.

Scheint, daß Dr. K. doch über reichliche Mittel verfügen kann.

Nach Eisenberg reisen braucht man jetzt den ganzen Tag. Ich bin früh mit Eilz. 7.18. gefahren und war 19.04 wieder in L. Zwischendurch keine Möglichkeit. Halle war ich von 6.57 gegen 3 Uhr wieder heim. Die alten Räume habe ich in Halle nicht gesehen, wohl nicht ausgeschlossen, daß man dort auch nach Wunder erleben kann.

Mit herzlichen Grüßen // Ihr sehr ergebener // Otto Marx."

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1940,09,20
Schreibort
Leipzig
erwähnte Personen
erwähnte Institutionen
erwähnt im Zusammenhang
Ankauf Musikinstrument(e)
erwähnt im Zusammenhang
Verkauf