"Notizen aus Lüttgendorf
1. Meinrad Frank, Linz. Origineller, fleissiger Meister, von dem bessere Arbeiten noch häufiger vorkommen. Er besass ein eigentümliches Modell mit tief eingebogenen Bügeln und hoher Wölbung. Schnecke dünn und eckig, Lack
gelbrot bis dunkelbraun, meist von wenig Glanz. Arbeit und Holz sind immer gut bei ihm. Bei Violinen blieb er lange den alten Modellen treu, suchte dagegen öfters die Schlangenform der Schalllöcher zu ändern. Text des Zettels, gestochen:
ein Löwe trägt eine Laute Meinradus Frank, Fecit Linzi anno 18..
2. Johann Christoph Leidolf (auch mit y geschrieben), Wien. Arbeitete mit Sorgfalt und tadellos. Leider verdirbt das Aussehen des Lackes gewöhnlich den guten Eindruck seiner Geigen, da er das Holz vor dem Lackieren mit chromsaurem Kali beizte. Die anfangs schöne satte braune Farbe verwandelt sich in ein unansehnliches graubraun und die Decke wurde fleckig. Es gibt aber auch Geigen von ihm mit schönem, sogar rotem Lack. Soll bis zu 10 Gesellen beschäftigt haben.
Geigenzettel gedruckt und geschrieben, Text verschieden.
3. Claude Pierray, Paris, einer der besten Vertreter der alten Pariser Schule, gutes Holz, aber auch oft unscheinbar, ungleich in den Stärken. Ton war kräftig, aber auch nicht sehr ansprechend. Seine Geigen zeigen hellroten oder gelben Lack, der jetzt sehr nachgedunkelt erscheint.
Zettel: CLAUDE PIERRAY, Broche la Comédi à Paris 1725
oder: CLAUDE PIERRAY, Rue des Fosses/St. Germain - des Préz à Paris, 1714.
4. Johann Stephan Maldoner, Füssen. Seine Arbeit ist oft handwerksmässig, das Holz ohne Sorgfalt gewählt und jetzt meist vom Wurm zerfressen. Er machte hauptsächlich Celli und Bässe. Es gibt aber auch Instrumente von sehr vorteilhaftem Äusseren und von gutem Ton. Eine goldgelb lackierte Diskant-Gambe besass Wildhagen.
Zettel: Johannes Stephanus Maldoner / Fecit Füssen, 17.."