"Lieber Herr Marx! Heute probierte ich das Hofmanntafelpiano und freue mich herzlich, dass es nunmehr spielfähig und in Ordnung ist, nachdem es dem Hr. W. [Adolf Wasmann] nicht glückte, es fertig zu bringen. Haben Sie vielen Dank für Ihre auch diesesmal wieder so gut bewährte Fürsorge. Es steht bereits im Museum neben dem Wagnerhammerklavier, das Ihr seel. Bruder [Bruno Marx] richtete. Es ist sehr interessant, beide Instrumente nebeneinander zu haben. Wir wollen es auch demnächst einem geeigneten Rahmen in Erlangen vorführen.
Das Huberthammerklavier sandte Herr Käser auf meine Anordnung Ihnen zu. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie auch dieses richten möchten. Es ist ja nicht sperrig, sodass es Ihnen nicht zu unbequem sein wird. Natürlich eilt es nicht. die [sic!] Bassaiten könnte wohl Herr Käser spinnen, wenn Sie glauben, dass er schon die nötige Uebung dazu hat. Andernfalls bliebe nur übrig, den für uns schönen Moment abzuwarten, an dem Sie wieder einmal Lust haben, nach Nürnberg zu kommen. Brauchen Sie sonst irgend welches Material für dieses Instrument? Dann bitte ich um Angaben, denn ich möchte von nun an nurmehr eulanisiertes Material für die Instrumente verwenden.
Am Hofmann-Klavierchen fehlt am mittleren Handhebel der Beingriff, Ich [sic] weiss nun tatsächlich nicht mehr, ob ich Ihnen diesen sandte bezw. ob er uns überhaupt schon geliefert wurde. Mir ist es wie ein Traum, als ob er gekommen und ihnen gesandt worden wäre.
Bei der Reparatur des Hubertklaviers haben Sie natürlich vollkommen freie Hand. Da es fränkischer Herkunft ist, liegt uns nur daran, es wieder möglichst spielbar zu haben. Sie wissen dies ja alles selber am besten.
Nun zum Ruckers-Cembalo. Dieses kam und ist äusserlich jetzt in Ordnung. Aber wie machen wirs mit dem Inneren? Da bin ich auch wieder auf Ihre glückliche Hand angewiesen und bitte Sie heute um Ihren Vorschlag, ob Sie Lust hatten, es in Leipzig zu machen oder vorziehen, es gelegentlich in Nürnberg zu machen. Davon hängt dann ab, ob wir die Tastatur hierhernehmen. Dass mir das wertvolle Stück sehr am Herzen liegt, werden Sie verstehen. Es ist nicht gross, ich lege Ihnen einen Papierabriss bei, aus dem die Masse ersichtlich sind.
Bitte machen Sie mir einen Vorschlag. Wenn Sie jetzt die ganzen Vorräte an Mandörchen herausbringen, gibt es ja wieder mehr Platz, doch möchte ich beileibe nicht Ihr Heim zu sehr belasten, sonst komme ich der Mutter Marx ins Gehege und das wollen wir keinesfalls.
Bitte fotografieren Sie an der Ruckers-Tastatur die beiden Signaturen rechts und links, deren Bedeutung mir bisher nicht klar ist. Ich möchte versuchen, an Hand der Fotografien aus Brüssel vielleicht näheres erfahren zu können, da sich auch auf dem unteren Boden des Cembalos eine Signatur befindet.
Nun der Bericht über Salzburg: Am Mozarteum besprach ich eingehend die Frage des Nachbaues von Mozarts originalem Flügel und man hat dort für meine Absichten wie mir scheint gutes Verständnis. Ich richtete eine schriftliche Eingabe an das Mozarteum und schlug darin vor, vorerst in Maendlers Werkstätte in München 2 Kopien herzustellen. Gleichzeitig bat ich Prof. Schenk und Steglich Prof. Orel, Wien, um 2 musikwissenschaftliche Aeusserungen und Befürwortungen zu meinen Vorschlag. Schenk dürfte einverstanden sein, denn ich besprach bereits im August mit ihm unter Assistenz von Steglich die ganze Frage eingehend und er begrüsste es, wenn solche Kopien angefertigt werden.
Nachdem die Aussichten also gut sind, besprach ich mich mit Maendler dahingehend, dass wir jetzt schon die Vorarbeiten treffen, damit er dann sofort mit den handwerklichen Arbeiten beginnen kann, wenn die Genehmigung eintrifft.
Dazu brauchen wir halt wieder wie immer Ihre freundliche Mithilfe. Sie waren da so liebenswürdig schon im August uns diese zuzusichern und so bitte ich Sie heute um folgendes:
Möchten Sie nicht so lieb sein und bei Zacharias vorübergehen und dort sehen, was es an Stoffen für die Kopie vorrätig gibt. Wir wollen nämlich die benötigten Stoffe jetzt schon einkaufen, damit wir noch rein wollenes Material bekommen. Was Zacharias nicht hat, würden wir dann versuchen, bei Böttger zu bekommen, wenn Sie so lieb si[nd] mir dafür Muster zu senden. Ich denke hier in erster Linie an Einflechttuch, Moderator-Tuch und alle Stoffe, die für die Garnierung der Mechanik und Tastatur benötigt werden. Wenn wir sie in den Originalfarben bekommen können, wärs umso netter, andernfalls lassen wir dann nicht zuerhaltende einfärben.
Wir denken uns von den Stoffen doch immerhin ein Quantum ausreichend für etwa vorerst 6 Flügel oder wenn es sich um billige Ware handelt, ca. 1–2 Meter.
Des weiteren wird man jetzt schon Bestellung machen müssen für die Klaviaturstifte, Anhängstifte, Stegstifte und Stimmwirbel. Ich bitte Sei [recte: Sie], auch diese Materialien freundlich besorgen zu wollen. Wahrscheinlich werden Sie diese aber extra bestellen müssen, denn diese schwachen Dimensionen sind kaum vorrätig. Dann bitte ich, mindestens 1000 Stück die Sorte zu bestellen, reichend für etwa 6 Flügel.
Die Sendung und Berechnung soll direkt an Maendler erfolgen, jedoch sollen ausser Ihnen uns [recte: und] uns niemand erfahren, wozu diese Materialien gehören.
Dämpfungsleder bestellte ich direkt bei Geyer, der es ja erst anfertigen muss.
Hammerleder bat ich Geyer Ihnen eine Anzahl Felle zur Auswahl zu senden und Maendler und ich bitten Sie geeignete Felle, etwa 3 Stück, auszuwählen und diese gelegentlich Ihrer Sendung an mich beizulegen und die nicht behaltenen Geyer zurückzusenden. Die Felle kann Geyer dann mir berechnen, da auch er nicht zu wissen braucht, für wen die Felle gehören.
Wir möchten nämlich alles vermeiden, dass Neupert vorher in Erfahrung bringt, was wir vorhaben.
Nun fällt mit noch ein, dass wir auch Leder für den Aufbau der Hämmerköpfe benötigen. Ich schrieb dem Geyer, dass er von Ihnen dazu ein Muster bekäme. Ebenso warden wir noch Leder brauchen für die Dämpfung zum Ausgarnieren in rot. Da wäre es am besten, bei Zacharias wieder ein Fell einfärben zu lassen.
Endlich brauchen wir auch noch Leder für das Garnieren der Hammerfangleiste.
Für die Zargen hat Maendler ein gedämpftes Nussholz lagern. Haben Sie Bedenken gegen gedämpftes Nuss, würden Sie also ungedämpftes vorziehen? Maendler meint, das gedämpfte bliebe besser stehen. Auch hierüber bitten wir gern um Ihren Rat.
Nun zu den Messingkapseln: Ich glaube kaum, dass Zacharias diese Kapseln in der richtigen Dimension hat. Unter dieser Voraussetzung schrieb ich nach Wien an meinen Bekannten Duneitz, er möge versuchen in Wien einen Lieferanten für solch schwache Kapseln und für die zugehörigen Stahlachsen ausfindig zu machen. Er will dies versuchen.
Unabhängig davon wäre es aber vielleicht ganz gut, wenn auch Sie bei Zacharias nachsehen möchten, ob er solch schwache Kapseln hat, oder besorgen kann.
Ihnen wäre ich für ein Kapselmuster dankbar, oder ist es einfacher, wenn ich aus unserem noch unreparierten, ganz frühen Walter-Flügel eine Kapsel herausnehme und als Muster nach Wien sende?
Bitte teilen Sie mir mit, ob Sie für die Besorgung der Materialien, die von Ihnen gemachte Zeichnung des originalen Flügels benötigen, oder ob ich diese jetzt schon an Manedler [recte: Maendler] senden kann. Maendler möchte sie dann durchstudieren und dann an deren Hand den Flügel vollkommen aufzeichnen. Bevor dann mit den Arbeiten begonnen wird, wäre es uns allerdings eine sehr grosse Gefälligkeit von Ihnen, wenn Sie die Zeichnungen fachmännisch überprüfen möchten, ob alles in Ordnung geht.
Was halten Sie davon, wenn aus unserem frühen Walter-Flügel der Boden herausgedämpft würde und wir diesen Flügel als Muster für den Rastenbau dann Maendler senden würden? Es ist kaum anzunehmen, dass der Rastenbau des originalen Flügels wesentlich anders ist, als bei unserem Instrument.
Falls Sie es für nötig erachten, dass wir uns über diesen ganzen Fragenkomplex persönlich unterhalten, würde ich vorschlagen, dass entweder ich zwischen oder nach den Feiertagen nach Leipzig komme, oder, falls Sie dies vorziehen, wir Sie nach Nürnberg bitten
Jetzt habe ich einen ganzen Blütenstrauss für Sie zusammengestellt.
[Bitte] übermitteln Sie mir Ihre Liquidation. A conto lege ich diesem Brief wieder RM 20.-- bei.
Mit vielen herzlichen Grüssen und einstweilen auf diesem Wege besten Wünschen für ein schönes Weihnachtsfest sind wir wie immer // Ihre Brüder
Anlage."