NL Rück, I, C-0570d

"Lieber Herr Marx! 

Vielen Dank für Ihren 1. Brieff [sic] vom 5ten. Wir sind sehr erfreut, dass es Ihren Bemühungen so nach und nach gelingt, Glock in die richtige historische Bahn zu bringen. Bitte haben Sie dafür auch unseren wärmsten Dank! 

Gestern sandten wir an ihn die bisher eulanisierten Stoffe unseres alten Vorrates. Das Filztuch von Zacharias wird für 50 cm blaugrau, der Rest schwefelgelb gefäbrt [sic!], eulanisiert und dann nach Leipzig gesandt. Der weichwollene Molton wird halb grün, halb graugrün gefärbt, der weisse do. Molton bleibt weiss, so dass Sie von weiss, grün und graugrün je  2einhalb Meter bekommen, sobald er eul. und gefärbt ist. Diese Stoffe alle kommen im Laufe ds. Woche an, so dass Sie dann weiter arbeiten können. 

Wir fahren Montag nachts nach Salzburg und verzollen am Dienstag dort drei Hammerflügel, nämlich Walter Typ Treffen, Walter u. Sohn, und Schmidt Salzburg. Diese 5 Flügel gehen dann direkt zu Blüthner, so dass wir noch 2 Walterfl. etwa bis Wochenende dort haben werden, ein ideales Vergleichsmaterial! Ich komme ab Salzburg direkt nach Leipzig und etwa gleichzeitig mit den Flügeln an. Ferner dirigieren wir gleich den Streicherflügel aus Langensa lza direkt zu Blüthner, was Sie bitte Hr. Inspektor sagen wollen, er kommt per Auto. Dann ist die Werkstatt voll. Ich möchte – wenn Sie das für gut finden – die Boden- und Stimmstockarbeit am Streicherflügel (1837) dem Insp- Blüthner machen lassen – immer nur, wenn Sies für gut finden! Sonst nehmen wir dafür einen Hilfsarbeiter von Blüthner, wenn wir einen bekommen. Darüber sprechen wir beide uns noch aus, bitte überlegen Sie sich dies, bis ich komme. Es wurde natürlich auch für unseren fleissigen Glocks Heiner zu viel werden! Allerdings muss ich – wenn Sie meiner Meinung sind – erst den Inspektor fragen und dann erst noch seine Chefs pro forma, obwohl er ja doch über seine Zeit nach der Arbeit verfügen kann. Er möchte nämlich gerne was dazu verdienen und mir wäre geholfen, wenn der Streicher dabei gemacht würde. Allerdings müsste ich auch hier wieder an Ihre Güte und fachmänn. Aufsicht appellieren. Denn allein kann man sicher beide nicht lassen!! Dafür fehlt ihnen die Erfahrung.

Das Filztuch von Zacharias traf ein. Das rote Einflechttuch, das das Museum und ich bestellte, ist [be]i den eulanisierten Sachen, die gestern abgingen. Nehmen Sie bitte den halben Meter, den Sie fürs Museum haben wollten selbst weg. 

Ich werde – wenn alles klappt in Salzburg – gegen Wochenende nach Leipzig kommen. 

Und freue mich sehr auf ein Wiedersehen mit  Ihnen und dann --- steigt der Abend, zu dem wir Ihre liebe Frau neulich einluden, sie aber leider keine Zeit hatte.

Wir hatten diese Woche den längst erwarteten hohen Besuch: der Oberbürgermeister, der 2. Bürgermeister und seine Referenten nebst den 2 Schulräten besah sich unsere Sammlung und war wirklich überrascht, wie alles fein geordnet ist – Nb dank Ihrer Hilfe!! und was wir alles haben! Er versprach uns, dass das Verhältnis zwischen uns. Haus und der Stadt anders werden würde. Besonders gefielen ihm so manche alte (!!!)Rosetten und das Automatenspinett. 

Nun Schluss für heute und herzliche Grüsse von // Ihren getreuen Brüdern".

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1937,03,06
Schreibort
Nürnberg