NL Rück, I, C-0570d

"Lieber Herr Marx! 

Nach Rücksprache mit dem Mozarteum wurde die Ablieferungsfrist für die 2 Flügel verlängert, nachdem ich erklärte, dass Reparatur und Einspielen bis Ende April unmöglich zu machen sei, denn nach dem Einspielen müssen die Flügel nochmals überholt werden, auch brauchen die neuen Saiten Zeit zum Dehnen. 

Freund Heiner kommt heute über acht Tage wieder nach Leipzig zurück und dürfte am 12ten wieder seine Arbeit aufnehmen.

Die Stoffe, die ich bei Zacharias erwarb, wurden inzwischen eulanisiert, auch wurde der 10 cm lange Streifen hellblau gefärbt (für den Anhang). Ich wies mein Haus an, sie Ihnen in die Wohnung zu senden, denn in Abwesenheit des Hr. Glock sollen sie nicht bei Blüthner herum liegen. Wenn Sie davon etwas auch fürs Museum bräuchten, bitte ich Sie, sich zu bedienen. 

Auch lösten wir die hier lagernden Flügel aus, das sind zwei Walterflügel (1780 und etwa um 1800), ein Flügel Schmid/Salzburg 1789, ein interessanter Flügel mit Stössermechanik (um 1760). Auch der Walter von etwa 1800 mit 5 1/2 Oktaven hat die letzten 5 Basschore aus Kupfer! Ebenso wie der von 1780. Wir wollen also den originalen Mozartflügel unten mit fünf letzten Kupferchoren besaiten, den signierten unten mit letzten 5 Messingchoren. Das gibt dann einen guten Vergleich.

Die 2 Walter sind mit guten Resonanzböden versehen, der Schmid und der Stössermechanikflügel brauchen Eingriffe am Boden bezw. eine neue linke Seitenwand, was am besten doch bei Blüthner gemacht wird, da wir nicht dazu eingerichtet wären. Ich sende deshalb die 2 Walter als Vergleichsmaterial (im Sinne meines Vertrages mit dem Mozarteum nach Leipzig, den Schmid und den Stösserflügel auch nach Leipzig, damit man dort die Bodenmacherarbeiten machen kann. Das ist etwas für den Glocks Heiner. Ich sehe dann auch zu, noch einen zweiten Herrn dem Glock zuzugesellen, wie wir ja bereits besprachen. Sind die zwei Flügel dann in Resonanzboden- und Schreinerarbeiten soweit wieder auf der Höhe, kann dann später das Weitere in Nürnberg gemacht werden. Ich denke, damit auch in Ihrem Sinne zu handeln.

Leider hatten wir hier fast nur trübes Wetter, wir beglückwünschen Sie zu den schonen Tagen, die Sie hier zu haben das Glück hatten. 

Nun fällt mir noch ein: Sie hatten für Ihren Pass im August noch ein eigenes Einreisevisum, das wir telegrafisch beantragten. Seitdem ist aber anders geregelt: bitte lassen Sie sich in Ihren Pass jetzt schon den Vermerk einstempelm:

'Gültig auch für Reisen nach und durch Oesterreich'

Das macht Ihre Passbehörde auf Antrag. Bitte lassen Sie es gelegentlich machen, damit Sie diesen Vemmek haben, wenn Sie nach Nbg fahren.

Unsere Adresse ist für 5. mit 7.4. Linz a. Donau, Hotel Achleitner, Urfahr, für 8. mit 11. IV. Innsbruck, Hotel Arlbergerhof. Darnach [sic] wieder Nürnberg.

Wir freuen uns, gelegentlich Ihre Nachrichten wieder zu bekommen und sind mit deutschem Gruss // wie immer Ihre Brüder".

[Handschr.] "N. S. Senden Sie uns bitte gelegentlich Muster u. Maße der Dudelsack-Rohre u. -Pfeifen!"

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1937,04,04
Schreibort
Salzburg