NL Rück, I, C-0570d

"Lieber Herr Marx!

Freundlichen Dank für Ihren lieben Brief, dem wir alle mit Freude entnehmen durften, dass Sie gottlob wieder ganz gesund und wohlauf sind. Das freut uns ganz besonders.

Den Arzt hätten Sie ruhig auch konsultieren dürfen, denn die Kasse muss auch für Krankheit während des Urlaubes aufkommen. Um so besser ists aber, wenn Sie ihn nicht brauchen. Da zahlt man noch viel lieber die Beiträge zu Kasse.

Ihre Abrechnung bitte ich bis Mitte der nächsten Wche zurückstellen zu dürfen, da ich in dieser Woche eine fürchterliche Hetze hatte und zu keiner ruhigen Minute kommen konnte.

Die Polierer bei Blüthner sandten mir beiliegende Rechnungen, die wir bezahlten. Aber bis heute kam nichts von Blüthner. Da muss ich halt wieder an Ihre Güte appellieren. Seien Sie so lieb und gehen doch am Montag zum Inspektor und ersuchen ihn, er möge am Dienstag zuverlässig die zwei Deckel einpacken lassen. Dazu folgende Pulte:

1. das zum originalen Mozartflügel gehörige, das damals Muster dort blieb und das wir dringend jetzt brauchen

2. das gebrochen gewesene, in der Form dem obigen Pult nahe kommende Pult zu dem ganz frühen, nicht reparierten Walterflügel in hellem Nussbaum

3. das neue Pult in Nussbaum, gehörig zu dem spätesten Flügel von Walter und Sohn, der auch nicht repariert wurd

4. das neue Pult, das in Kirschbaum neu gemacht wurde zu dem abgeschnitten gewesenen Flügel von Walter

5. das alte Pult, das bei dem abgeschnittenen Walterflügel dabei war, das aber nicht im Stil dazu paste.

Inspektor Blüthner möge dann in der Expedition angeben, dass die 2 Deckel und die 5 Pulte zusammen abgehen ober Bahnpaketverkehr Schenker nach Nürnberg auf dem raschesten Wege. Dieser Bahnpaketverkehr läuft täglich abends ab Leipzig nach Nürnberg.

Vielleicht kann der Inspektor gleich den erbetenen Leim beipacken.

Wir bekamen zur Vorführung der Flügel im german. Museum einen herrlichen Saal zur Verfügung gestellt, nachdem die Stadt es abgelehnt hat, einen solchen zur Verfügung zu stellen.

Dem Professor schreibe ich wegen der 2 Clavichordcopien in den nächsten Tagen.

Darf ich an die Fotografien der 2 Altgamben erinnern? Und darf ich gleich darum bitten, dass Sie mir den Pleyelflügel und den Erardflügel auch fotografieren, möglich von oben, damit man ein wenig von der Mechanik erspähen kann.

Hat Maendler Sie besucht?

Hier ist wieder eine furchtbare Hitze. Oben aber ists jetzt nicht mehr so warm, nachdem die Fenster daran sind und nach Süden Prisemnrollläden hinkommen werden.

Die Orgelfotos erhalte ich gerne, wenn sie abgestempelt sind. Den Text dazu liess ich schon abschreiben.

Im Saal des germ. Mus. klingt der originale Flügel fabelhaft, am Montag probieren wir auch den angestezten.

Ich werde die Pandurian, die Sie mitnahmen, doch dem Norlind geben, sie kann also dort bleiben, bsi [sic] Sie die Zeit finden, die zu richten. // Für heute Schluss und Ihnen u. Frau herzlichste Grüsse // Ihres wie immer getreuen".

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1937,06,05
Schreibort
Nürnberg