NL Rück, I, C-0570d

"Lieber Herr Marx!

Wir entschlossen, unseren Urlaub zu verschieben, und wollen erst nach Neujahr weg gehen, also eine Winterfrische nehmen, nachdem [es] nicht zur Sommerfrische gereicht hat. Sie werden lachen, aber es kommt dazu, dass auch Herr Haid den kleinen Finger quetschte und man nicht vorspielen kann, so müssen wir das tun. Zudem sagten wir uns, bei dem jetzigen Wetter [vereinen] wir nichts. Unsere Reise nach [Salazien] verschieben wir auf den Frühling, dann hat sie entschieden mehr Sinn.

Nun eine schüchterne Frage: haben Sie Lust, uns noch vor Weihnachten 2-3 Wochen zur Verfügung zu stehen, um evtl. mit dem Ruckers zu beginnen? Schön warm wärs auch, zwar nicht so, wie im Sommer, dafür aber angenehmer! Oder wollen Sie Ihr [Tastulum] nicht verlassen? Dann wollen wir natürlich Ihre  Ruhe auch nicht stören. Wir wollen also hübsch bescheiden heute anfragen, sagen Sie zu solls uns herzlich freuen, sagen Sie ab, sind wir nicht böse, denn Sie haben den alleinigen Entscheid zu fällen.

Falls etwas fertig wird in nächster Zeit und Sie Platz haben möchten, können Sies also ruhig senden, wir sind gerne in Erwartung der schönen Dinge, die Sie uns bescheren! Auch wenns schon vor Weihnachten ist.

Gestern hielt Steglich seine erste Führung: alle Beteiligten waren hoch entzückt, wie schön – Vater Marx!! – alles aufgestellt und angegeben hat. Dafür danken wir Ihnen immer wieder. Die museale Erfahrung haben darin halt immer nur Sie.

Unser Freund Seegers liess von den 16 Flaschen nichts mehr hören und sehen, vielleicht gehen Sie einmal vorüber, aber nicht trocken, sondern nehmen Sie die Gattin mit und machen auf unser Wohl und unsere Kosten ein schönes Abendessen, Hammelskotletten denke ich mir dafür, oder schweinerne Knochen gebraten.

Hier wäre jetzt die Zeit der Gänse: aber Sie bekommen nur ein Sechstel, damit wir das Gewicht nicht mehren.

Ihnen und Familie herzlichst Grüsse von // Ihre getreuen Brüdern".

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1937,11,14
Schreibort
Nürnberg