Handschr. Notiz, Rotstift "[unleserl. R]M 20.-".
"Lieber Herr Marx!
Freundlichen Dank für Ihre reichhaltige Sendung: Die Zeichnung gab ich gleich an Maendler weiter. Herzlichen Dank für die Rosette, die gut passt. Ich verwahre sie sehr sorgfältig. Ebenso vielen Dank für die freundlichen fotografischen Aufnahmen. Wenn Sie so lieb waren, mir noch die Nummern der Flügel aufzugeben, wäre ich Ihnen dankbar. Ebenso wäre ich Ihnen dankbar, wenn ich von den Fotografien der Altgamben noch je 2 Abzüge bekommen könnte. Damit Sie aber nicht belastet sind, bitte ich Sie freundlich, diese doch in einem Fotogeschäft machen zu lassen.
Wir sind gegenwärtig darüber, den Mozart-Flügel äusserlich zu richten und meine Spieler proben: leider mit so viel Temperament, dass ich daran sehr wenig Freude habe! Nun haben wir versuchsweise unter die Tastatur eine Leiste mit darüberliegendem dicken Druckstoff so eingepasst, dass die Tasten nicht mehr Tiefgang haben, als zur Auslösung erforderlich ist. Ich musste dies machen, weil ich sonst Gefahr laufe, dass mir die Achsen in den Kapseln losgeschlagen werden. Ich bitte Sie freundlich um Ihre Mitteilung, ob wir dies für einige Tage belassen können, bis hier der hauptsächliche Kraftspieler den Flügen nicht mehr benützt. Dann wird diese Schutzvorrichtung sofort wieder entfernt.
Natürlich haben Sie sehr recht getan den guten Leim zu kaufen, und ich füge Ihnen inliegend zur Deckung Ihrer Auslagen RM 20.- à conto bei. Ich bin Ihnen sehr dankbar, wenn ich die Abrechnung noch gegen Ende des Monats hinausschieben darf, bis die 3 Konzerte mit den Flügeln vorüber sind, denn diese Konzerte machen wir [recte: mir] eine fürchterliche Arbeit und ich komme selbst zu überhaupt nichts mehr, nachdem die Stadt keinerlei Unterstützung zu gewähren für richtig befunden zu haben glaubte! [Markierung des Absatzes mit Rotstift.]
Ich hätte nun gerne noch für mich Teilung und Berippung des Silbermann-Spinetts, das im I. Stock steht. Wenn Ihnen dazu die Zeit noch reicht, bin ich sehr dankbar.
Unser Verputz am Boden trocknet schon langsam aus aber ich glaube, dass ich nicht vor August mit dem Vortapezieren bginne [sic], vielleicht erst im September.
Wasmann besorgt die Stimmwirbel in 3 mm Stärke, natürlich diesmal in guter Qualität.
Wir senden heute an Ihre Adresse per Expressgut 1 Kiste, sie enthält folgendes:
1. Einen kleinen süssen Gruss für Sie.
2. Das mir vom Museum freundlich zum Kopieren überlassene U- förmige Waldhorn (Jagdhorn) mit Ledergehänge zurück. Wir fanden hier einen guten Kopisten und ich habe auch gleich das äusserst mürbe Gehänge des Originals an ein paar Stellen fachmännisch unterlegt, damit es nicht eines Tages von selbst auseinanderfällt.
3. Ein Xylophon ohne Schlägel, rückwärts signiert, zur Ansicht für Herrn Professor. Gesonderter Brief beiliegend. Falls es Herr Professor behält, füge ich Ihnen zur Kopie für das Museum einen originalen Schlägel [handschr. “zurück erh. 7.7.37 pers.”] aus unserem eigenen Museum bei, der vom gleichen Hersteller fabriziert ist, wie das Xylophon. Sie können ihn dann kopieren.
Nun bitte ich Sie aber noch um eine Gefälligkeit: Bitte fotografieren Sie mir die Signatur, welche auf dem zur Ansicht gesandten Instrument sich befindet, damit ich sie als Beleg für meine eigenen Instrumente habe, die nicht signiert sind. Wir wollen diese behalten, da sie eine Erinnerung an meinen Vater sind.
4. Die Mailänder Mandoline bei der der Rand zu richten ist ect. wie wir besprochen. Zur Stärkung für meine Wünsche finden Sie noch einen Krug Bauern-Zwetschgen-Schnaps, von fränkischer Herkunft, Marke Luise Weigand.
Mit herzlichen Grüssen wie immer // Ihre // getreuen Brüder
[handschr.] Kiste gez. W. R. 3381."