NL Rück, I, C-0570d

Undatiert. Datierung erschließt sich aus dem vorhergehenden und nachfolgenden Brief auf 04. oder 05.12.1937.

 

"Lieber Herr Marx! Ihre freundlichen Zeilen erreichten mich hier, wo ich seit 1 Woche bin. Ich will kurz antworten: 

Zimmermann versprach mir per Karte, die Teile zu den Instrumenten baldigst zu machen. Seine Mitarbeiter hätten zwar keine grosse Freude jetzt daran, aber sie machten es doch. Nun ja: die Heimarbeiter hätten ja vorher schon genügend Zeit dazu gehabt. Hauptsache, dass sies jetzt machen. 

Poschette: Sie werden sich erinnern, dass ich die Poschette in Leipzig mit hatte szt., und dass wir damals beide schon daran herum studierten, ob sie echt sei. Wenn nunmehr Ihre Untersuchung – wie ich fast aus Ihren Zeilen entnehmen möchte – einwandfrei ergibt – dass das ganze Instrument eine sichtbar anderweitige Fälschung ist, dann sehe ich zu, das Istrument dem Vorbesitzer zurück geben zu können. Bitte schreiben Sie mir hierüber freundlich nach hierher, wo ich wieder in der kommenden Woche sein werde (wir fahren morgen Samstag nur auf ein paar Tage nach Salzburg Hotel Traube: wenn sich also die Fälschung einwandfrei ergibt, gebe ich das Instrument zurück und vertausche es gegen einem gute Gitarre. um 1800, entweder eine Tiroler Wappengitarre oder eine Wiener Bassgitarre um 1835 herum: beide Instrumente stehen zur Verfügung und sind dagegen zu haben.  Da sie 100 [R]Mk kostete erscheint mit dann der Tausch durchaus richtiger zu sein.

Diskant-Viola Tielcke: man bietet mir hier eine solche mit Zettel Tielcke. Der Hals ist zweifelsfrei neu. Die. Zargen kommen mir mit netto 3 ½ cm sehr verdächtig vor. Ich sah einmal vor Jahren ein solches Instrument und das war damals zu einer Violine umgearbeitet gewesen, viersaitig. Das hiesige Instrument scheitn [recte: scheint] mir mit dem damaliegen identisch zu sein. Verdächtig ist, dass ichs nicht im Original Zustand hier sehen konnte, sondern erst jetzt, 'es wäre vorher noch repariert worden'. Da vermute ich, dass es identisch ist mit der vor Jahren besichtigten Diskant Viola von Tielcke, die wie gesagt zu einer Violine umgearbeitet gewesen war. Am jetzigen Instrument kommt mir auch die Wirbelkasten [sic] verdächtig vor, wie als ob er angesetzt worden wäre. Einesteil suchen wir diesen Typ schon lange. Andernteils aber haben wir kein Interesse an einem 2 mal umgearbeiteten Instrumente. Da der gute Mann noch dazu mehrere 100 [R]Mk sich 'einbildet', sende ich Ihnen morgen das Instrument als Expressgut zu und bitte Sie, es genau zu prüfen, mir darüber hierher brieflich freundlich zu berichten und das Instrument am Montag spätest Dienstag wieder zurück zu senden als Eisenbahnexpressgut unter der Adresse // Architekt Elsishans, bei Kleinbau- Wohnungs G. m. b. H., // München Hauptbahnhof, Karlsplatz 3 Rückgebäude. 

Ihre freundliche Antwort erbitte ich dann wieder ebenfalls nach München, Fränkischerhof. Elsishans, den Sie ja von Nbg aus kennen, besorgt mir dann das Instrument zurück zu dem Eigentümer. Ich glaube mich zu erinnern, dass Diskantgambe Tielcke vom Museum Zargenhöhe von etwa 5 cm hatte. Auch das Plättchen rückwärts kommt mir verdächtig vor, scheint angesetzt zu sein. 

Ich bin hier wieder ab Dienstag nachts für noch ein paar Tage. Hoffentlich ist Ihr Finger wieder gut! // Ihnen und der [Familie herzlichste Grüsse]".

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1937,12,04
Schreibort
München