NL Rück, I, C-0570d

"Lieber Herr Marx!

Freundlichen Dank für Ihren 1. Brief vom 6ten, der Klarheit in alles bringt. Die Diskantviole geben wir zurück, denn daran ist soviel unhistorisch repariert worden, dass man von vorne anfangen müsste. Es scheint uns das Instrument zu se[in,] das wir schon früher einmal ablehnten: damals wars zu einer Violine bereits verpfuscht, jetzt ist glücklich abermals verpfuscht worden. Saitenhalter, Griffbrett sind sicher neu, Wirbelkasten höchst verdächtig. Der gute Mann soll seinen Pfusch behalten! Vielen Dank für Ihre, wie gewohnt, tiefschürfende, volle Klarheit schaffende Expertise! Die uns recht wertvoll gewesen ist. 

Ihre liebe Karte wurde uns nicht nachgeschickt. Nachdem die 4 Knochenplatten originale sind, glauben wir, belässt man sie doch lieber, umsomehr sie beweisen, dass das Instrument viel gespielt worden ist. Schön sehen sie ja nicht aus, dafür um so historischer. Anders wärs, wenn sie schon früher einmal ersetzt worden wären. 

Zimmermann mache ich mit gleicher Post wiedereinmal Dampf! Wegen der Poschette dachte ich um deswillen an einen Umtausch, weil ich nicht gerne Fabrikat Franciolini in der Sammlung habe und weil das Stück teuer war, so dass man sich darüber 'mopst' wenns dazu noch sich nicht auf Stimmung bringen lässt, also nicht s[piel]bar ist. Dann hängts einfach als abschreckendes Beispiel, und dafür ists zu teuer gewesen. Wenn Sie aber meinen, man soll es behalten, nachdem es jetzt instandgesetzt ist, gehen wir mit Ihnen einig. 

Mein Bruder wurde hier unpässlich und hütete Bett [und] Zimmer bis gestern, Heute war einmal endlich ein schöner Föhntag, den wir zu einem Ausfluge und zu seinem 1ten Wiederausgang benutzten nach Inzell, wo wir an Sie dachten. Morgen fahre ich nach Salzburg, mein Bruder Samstag nach. Anfangs kommender Woche kehren wir über München zurück, wo uns Post im Fränkischen Hof, Senefelderst. 2 erreicht. Hier hatten wir in der ganzen Woche bis heute Regen, Schn[ee] und trüb. Der Föhn dürfte wieder Schnee bringen. -- Herr Haid bekam eine Tochter am 1.12. benannt Elisabeth Eugenie, somit alles glückl[ich.] 

Ihnen und Familie herzlichste Grüsse Ihrer getreue[n] // Brüder 

In Salzburg wollen wir ds. Tage mit dem Kuratorium der Stiftung verhandeln wegen der Genehmigung zu Nachbau des originalen Flügels! Wollen wir sehen, was heraus kommt. wir halten Sie auf dem laufenden."

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1937,12,08