NL Rück, I, C-0570d

"Lieber Herr Marx! 

Vielen Dank für Ihren informatorischen Brief vom 26.2.37. Ich will einzeln antworten: 

Molton: machts nichts, wenn wir von beiden Firmen bekommen, dann kann ich das eine Stück schwefelgelb einfärben lassen, das 2. Stück bleibt weiss, beide werden eulanisiert. Filztuch: von Zacharias wird alles schwefelgelb gefärbt und eulanisiert. 

Werkstatt: ich bin Ihnen ausserordentlich zu Dank verbunden, wenn Sie dem Papa Glock seinen jugendlichen Elan etwas dämpfen und ihn stramm an die Kantare nehmen. Er ist eben das rasche Arbeiten von Reparaturen moderner Klaviere gewöhnt, welches Tempo eben gerade bei historischen nicht das Richtige ist. Bitte lassen Sie sich nicht verdriessen, ihn in die Kur zu nehmen. Sie können ihm ruhig sagen, dass wird. d. h. ich und mein Bruder bei histor. Klaviere nur ganz Präzises wollen ohne jede Rücksicht auf die dafür aufzuwendende Zeit! Nehmen Sie ihn doch nochmals ins Museum und zeigen Sie ihm, was und wie Sie dort arbeiten. Ich sagte ihm vor meinen Weggehen, er möge keinesfalls Tempo darauf legen, die Hauptsache sei einzig und allein die Qualität! Sagen Sie ihm auch vertraulich, dass ich erst in etwa 4 Wochen darauf rechne, dass der singn. Walter spielbar sei. Und dass wir sehr empfindlich in der Arbeit für diese Sachen seien, da sie ja viel haariger und schwieriger sind als wie moderne Klaviere. Ich sah natürlich davon ab, dem guten Glock zu schreiben, da Sie mich ersuchten, nichts zu erwännen. Ich will aber gerne mit ihm sprechen und komme sofort, sobald Herr Haid zurück ist, voraussichtlich Ende der Woche, also gegen den  5.6.III. Dann greife ich selbst ein, bitte Sie aber, freundlichst Ihre pädagogische Tätickeit bis dahin kräftig auszuüben. Glock ist ein seelenguter Kerl und einem guten Wort immer zugänglich. Wenn etwas nicht präzis gemacht ist, lassen Sie es bitte gleich wegmachen und nochmals machen. Denn in Salzburg wird sicher Freund Neupert alles unter die Lupe nehmen. 

Mozartflügel: können die Arbeiten begonnen werden, alles ist ja besprochen und im Protokoll niedergelegt nach diesem ist genau zu verfahren, also vor allem alles abgenommene Material jedweder Art aufzubewahren, die Saiten im ganzen abzunehmen (abzudrehen, und aufgerollt der ganze Bezug aufzubeahren [recte: bewahren]. Neupert schrieb abermals an uns. Verband und schon daraus geht hervor, dass er sich wütend ärgert, dass nicht ihm die Reparatur übertragen wurde. So will er uns unbedingt Prügel in den Weg werfen. Aus diesem Grunde möchte ich natürlich, dass Glock an dem Mozartflügel arbeitet, damit es ein Mitglied unserer Belegschaft gemacht hat! Dann kann uns Neupert gar nichts anhaben. Denn N. schrieb wieder an den Verband, der sich nun von Blüthner bestätigen lässt, dass wir einen eigenen Raum bei Bl haben  und ein Mitglied unserer Belegschaft an dem Flügel  arbeitet und überhaupt an histor. Arbeiten, welche Arbeiten wir schon seit Jahren dort machen. Es ist einfach zum Piepen: Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt! Natürlich wird Neupert sich die beiden Flügel genauest ansehen, wenn sie in Salzburg stehen: ich meine, dieses Argument könnten Sie bei Glock gut verwenden, um eben das, was Ihrer fachm. Erfahrung nicht passt, wieder wegnehmen und neu machen zu lassen. Bitte machen Sie dies unter allen Umständen so, denn wir wollen an beiden Flügeln nur das Beste haben. 

Ich hoffe, dass ich in Bälde die Genehmigung bekomme, den 2. und den 3. Walterflügel auch einführen zu dürfen, dann könnte Glock evtl. erst noch einen 2ten machen, ehe wir ihn an den 3ten lassen, eben den originalen. Bis dahin hoffe ich, dass er sich an das Arbeiten gewöhnt hat, wie es für diese 2 Flügel gegeben ist. 

Wir sind Ihnen ja so dankbar, dass Sie die Arbeiten überwachen, denn Ihre Erfahrung ist dabei unersetzlich! 

Bitte berichten Sie uns recht bald über den weiteren Erfolg Ihrer Erzeihungsarbeit [sic!]!

Glock fug an, ob er den Steg am sign. Walterflügel für den Resonanzboden ganz neu machen soll. Sie meinten, den alten könne man noch verwenden? Bitte handeln Sie hier ganz nach Ihrem Ermessen. Wenn das Alte noch gut ist, kanns verwendet werden, haben Sie Bedenken, wirds ersetzt. 

Papeklavier: er schreibt, Sie möchten dabei einen neuen Boden einziehen. Stimmt dies? Um ihn besser berippen zu können? Bitte handeln Sie auch hier nach Ihrem Ermessen. Wenn Glock einen neuen machen soll, soll er eben den Alten als Muster insoweit nehmen, wie Sie dies für gut finden. 

Ich schrieb ihm, er sol[l] sich mit Ihnen das eng. Tafelklavier ansehen, da cih [recte: ich] annehme, dass er dabei auch etwas lernen kann in histor. Tafelpianos. Bitte handeln Sie auch hierbei nach Ihrem Ermessen. 

Die Gewindklötze zu den Füssen des sign. Walter samt den Gewinden sind fertig, am Montag lasse ich die Füsse (2) ansetzen und sende dann alles ab an Glock, dazu  das alte Material; die Zeichnungen bezw. Skizzen sende ich Ihnen dann am Montag, damit Sie alles Hr. Glock angeben können, dann kann er einstweilen die anderen Füsse machen, wenn Sie nicht 5 neue machen wollen. Ich glaube aber, man könnte die 2 alten verwenden. Bitte nehmen Sie zu den neuen Füssen das Kirsch von Blüthners, die ja sicher altes gutes haben. 

Damit wäre für heute alles behandelt. Vielen herzlichen Dank Ihnen und machen Sie wenns Ihnen passt wieder einen gemeinsamen vergnügten Abend im Siechen auf unsere Kosten und auf unser Wohl, Spesen natrl. zu uns. Lasten.

Herzlich Grüsse in Eile Ihr".

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1937,02,27
Schreibort
Nürnberg