NL Rück, I, C-0482d

"Mein lieber Herr Kreutz! Ich danke bestens für Ihren lieben Brief vom 23ten, der mich heute erreichte und mir die tröstliche Gewißheit gab, dass Ihre liebe Frau und Sie bisher heil blieben. Ich schrieb Ihnen nach Berlin am 23ten, sofort nach den beiden Angriffen auf Nbg., dass ich und Frl. Luise ohne Schaden durchkamen, den ersten Angriff machte ich im Keller beim Bäcker visà vis mit, das war scheusslich, ich lag am Boden, wegen evtl. Luftdruckschäden, vorm Nebenhaus und am anderseitigen Nebenhaus in dessen Hof ging je eine Sprengbombe nieder, Gott behütete uns gnädig vor Unheil. Die Bomben rissen in [das] granitgepflasterte Strassennivo einen Trichter der immerhin an 2 Meter tief war. Am 22ten blieben wir dann in Hersbruck und seitdem fahren wir vorerst nur noch 2mal wöchentlich nach Nbg hinein, sonst arbeite ich hier ruhiger. Nur das bohèmehafte Leben ist natrl. recht kriegsmässig, wir kochen in meinem Zimmer auf dem Kachelofen, soweit wir nicht in Nbg uns Gemüse zubereitet mitbringen. Mein Haus Jahnstr. 27 wurde innen wieder mitgenommen, alle Türen und Fenster inzwischen durch 2 kleine Nachtangriffe und dadurch verursachte Luftdruckeinwirkungen beschädigt. Momentan habe ich halt drei Räume, in denen je eine Fensterscheibe ist: Küche, früheres Musikzimmer und früheres Speisezimmer: dieses ist Werkstattraum geworden. Doch ich halte den Kopf nach Möglichkeit hoch und werde Gott danken, wenn mir das Haus im derzeitigen Zustand [er]halten bleibt! es gibt soviele Arme, die heimatlos sind! Da dürfen wir uns noch nicht beklagen. Ich freue mich für Sie, dass es nicht nach dem Osten ging. Schreiben Sie bitte recht bald, wo Sie sind bezw. wie es Ihnen geht. Indessen Ihnen und Ihrer lieben Frau unsere allerherzlichsten Grüsse und alle guten Wünsche durch Ihren".

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1945,03,16
Schreibort
Hersbruck
erwähnte Personen
erwähnte Ereignisse
Typ des Ereignisses
Kriegsfolgen
Involvierte Person
Involvierte Institution
Nürnberg
1945,02,22