Von fremder Hand unter dem Datum: "10998" [Feldpost-Nr. von A. Kreutz].
"Lieber Herr Doktor,
vielen herzlichen Dank für Ihren lieben Brief v. 4.6.
Es freut mich sehr, daß Sie mir Aufnahmen von dem Mozart-Clavichord schicken wollen. Vergessen Sie bitte nicht, auf die Rückseite eines jeden Bildes zu schreiben, was es darstellt, damit es keine unliebsamen Verwechslungen gibt.
Sehr gespannt bin ich auf die Kopie des Mozart-Instruments [MIR1070], die Sie anfertigen lassen. Ich glaube, daß Sie sehr gut klingen wird, vorausgesetzt, daß man die Decke ganz genau kopiert und die Rippen nicht stärker macht, wie im Original.
Mir geht es immer noch gut, wenn auch das Heimweh sich stark bemerkbar macht und die Aussicht auf eine längere Kriegsdauer manchmal deprimierend wirkt.
Viel Sorge bereitet mir meine arme Frau, die unmenschlich arbeiten muß und sich dabei nicht einmal satt essen kann.
Ihr stehen noch schwere Zeiten bevor. Jedenfalls aber wird sich die Ernährungslage weiter verschärfen, da die Ukraine in diesem Jahr ein Zuschußgebiet werden wird.
Hier im Ostland ist es jetzt bedeutend schlimmer als vor Kurzem. Ich kann meiner Frau kaum noch etwas schicken. Auch Ihnen würde ich so gerne ein Päckchen schicken, doch Butter und Speck sind äußerst rar. Höchstens könnte ich Ihnen Rindertalg schicken, der zwar etwas hart ist, doch mit Margarine oder Schmalz gemischt, gut verwendet werden kann.
Ich muß in den Dienst eilen. Leben Sie wohl, lieber Herr Doktor, bleiben Sie gesund und seien Sie herzlich gegrüßt von // Ihrem alten // AKreutz".