"Lieber Herr Kreutz!
Ich wollte Ihnen [k]ürzlich durch Herrn Haid, der kurz in Stuttgart war, meine Grüsse telefonisch überbringen, leider waren Sie schon dahin. Nun schreibt mir Ihre liebe Frau unterm 19. d.M. Ihre neue Feldpostnummer. Ich freue mich einerseits, dass Sie wieder mobil sind, andererseits hätte ich es natürlich herzlich begrüsst, dass Sie in Ihrem ursprünglichen Wirkungskreis hätten bleiben können.

Mir persönlich geht es so halbwegs. Meine lange siebenwöchige Massagekur in Wien hat mir gut getan, doch werde ich doch nochmals kurz hin müssen, vorerst bin ich im Geschäft tätig. Wir restaurieren seit Ende März das Mozart-Clavichord und machen gleichzeitig eine Kopie davon, für den Fall das Originalinstrument irgendwie Schaden leiden oder untergehen sollte. Es hat sich herausgestellt, dass der Resonanzboden nicht mehr der ursprüngliche ist und dass der Stimmstock schon die 3. Wirbelanordnung zeigt. An dem Instrument ist offenbar schon allerhand geändert worden. Denn ursprünlich ging die Schränkung des Saitenbezugs nach einer Seite, jetzt nach zwei Seiten.

Ich habe alles genau fotografiert in 18/24 Originalaufnahnen und lasse Ihnen diese zur Einsicht demächst zugehen. Denn ich nehme an, dass Sie Clavichorde immer noch interessieren, vielleicht sogar in Ihrer Einöde Ihnen einen Stunde Abwechslung bieten.

Nun kann ich Ihnen noch mit etwas dienen: Sie erwähnten seinerzeit ein Friederici-Clavichord, das im Besitz des Stadtmuseums Wien ist. Ich bekam Gelegenheit, dieses Instrument nicht nur zu sehen, sondern genauer durchzuprüfen und liess bei dieser Gelegenheit zwei Fotografien machen, die es in allen Einzelteilen von oben gesehen und vorne gesehen zeigen. Ich werde Ihnen Kopien davon zusenden, wenn Sie sich dafür interessieren. Das Instrument steht nicht mehr in der Ihnen damals angegebenen Museumsstätte, sondern nunmehr in der Mozart-Gedenkstätte. Es ist möglich, dass auch dieses Instrument in meine und Otto Marx' Hände kommt zur Restaurierung. Ich bitte dies aber vertraulich zu behandeln. Dann wäre Gelegenheit gegeben, alle von Ihnen gewünschten Einzelheiten aufzunehmen. Die Signatur gebe ich Ihnen am Ende des Briefes.

Soviel für heute. Indessen hat mir Ihre kleine Sendung recht gut geschmeckt und wenn ich Ihnen mit Zigarren und Zigaretten dienen kann oder gelegentlich mit ein paar Lebkuchen, bitte ich um Ihre freundliche Mitteilung.
Unabhängig davon hoffe ich recht bald wieder von Ihnen zu hören und grüsse Sie inzwischen mit einem kräftigen Hündedruck aufs herzlichste // als Ihr alter getreuer

Signatur: Fait par C.E. Friderici / a Gera en Voigtland/ 1772 // S.D.C."