"Lieber Herr Doktor,
Ihr Brief hat mich beruhigt, weiß ich doch, daß Sie bei dem Angriff auf Nürnberg heil davongekommen sind. Inzwischen wurde auch Stuttgart ziemlich mitgenommen (eigentlich nur die westlichen Vororte).
Unlängst war ich auf einer Dienstreise in Berlin und habe mir die dortige Verwüstung angeschaut; man bekommt dabei einen deutlichen Begriff davon, was uns allen bevorsteht.
Wer diesen Krieg überlebt, kann von Glück reden, wenn das Leben dann noch ein Glück bedeuten wird!
Bei mir gibt es nicht viel Neues: nach wie vor vertrottle ich hier langsam, doch unaufhaltsam.
Meine beiden Söhne sind fort, der ältere ist im Arbeitsdienst, der jüngere bei der Heimatflak. Nun ist meine arme Frau ganz einsam; sie bricht auch ganz zusammen unter der Last der Arbeit.
Leben Sie wohl, lieber Herr Doktor, mit allen guten Wünschen grüße ich Sie in alter Freundschaft aufs herzlichste.
Ihr // AKreutz
Viele Grüße an Prof. Steglich."