"Lieber Herr Doktor,
mit dem Photo des Leipziger Clavichords, das gestern (leider sehr zerknittert) ankam, haben Sie mir eine große Freude bereitet.
Daß das abgebildete Instrument sehr alt ist, steht fest. Darauf deutet das Verhältnis der Länge zur Breite (genau 5:1), die Form der Tastenhebel, der Waagbalken direkt unter dem Vorsatzbrett usw.
Woher weiß man aber, daß es das älteste bekannte Clavichord überhaupt ist? Hat das Instrument eine Signatur? Diese Frage interessiert mich brennend. Dann möchte ich noch gerne wissen, ob die Anordnung der kurzen Oktave, die übliche ist, d.h. CFDGEABH [Skizze siehe Digitalisat.]
Wie lang ist das Instrument? Ich schätze es auf ca 85 cm. Spannen Sie meine Geduld nicht zu lange auf die Folterbank und berichten Sie mir alles, was Sie über das Instrument wissen; ganz kurz, im Telegrammstil.
Ihre Zeilen, dem Photo beigefügt, erlösten mich von der Ungewissheit um Ihr Schicksal. Nun sehe ich, daß Sie bei den letzten Angriffen heil davon gekommen sind. Möge Sie Gott auch weiterhin beschützen.
Mit der gleichen Post schicke ich Ihnen ein halbes Pfund Sardellenpaste, die ich ohne Marken kaufen konnte. Ich weiß nicht, ob Sie ein Freund davon sind, doch glaube ich, daß diese Paste die langweiligen Pellkartoffeln etwas würzen kann. Ich streiche sie auch auf Margarinebrot, damit der seifige Geschmack dieses Kun[stpro]duktes übertönt wird. Wenn Sie noch welche wünschen, so brauchen Sie blos ein Wort zu schreiben.
Mit herzlichen Grüßen wünsche ich Ihnen alles Gute.
In Treue // Ihr AKreutz
Was bin ich für das Photo schuldig?"