"Nbg., 18. 3. 43. Mein lieber Herr Kreutz! Ihr Lebenszeichen hat mich sehr gefreut. Ja, ich und mein Personal überstenden den Angriff gut, das Haus erlitt nur Dachbedeckungs- und Glasschaden. Aber es war ein scheussliche Nacht, nach dem Angriff bran[n]te allerhand lichterloh so die Güterhalle, Eisenbahndirektion, 2 Häuser nähe von mir, auch Sprengbomben richteten allerhand Schaden an, auch Häuser stürzten ein 200 Tote civil, 36 brave Flaksoldaten, in Fürth 40 tote civil. So darf man froh sein, wenn man bei dieser Kriegführung in der Heimat sein Leben rettet. Geschäftlich auch allerhand Verluste, 2 Pianos kaputt, Mietpianos beschädigt, doch dies ist ja zu ertragen.-Ich fre[ue] mich, dass Sie sich zu einer philosophischen Stimmung durchgerissen haben, die Ihnen das Leben halbwegs erträglich machen kann und auch soll. Unser Leben steht in Gottes Hand, so mussten wirs halt nehmen, w[ie] alles kommt. Wir sind zu schwach, dagegen anzukämpfen, sondern müsse alle im grossen Strome mitschwimmen. Haid ist in Warschau in einem Schirrmeisterbüro tätig, hats soweit ganz gut. Ich sitz mit 60 Jahren samt 1 Bürofräulein allein im Büro, habe an 24 Bombenbeschädigte Klaviere zu verarzten. So fehlts nicht an Arbeit, abgesehen dass das
Vermietegeschäft sehr viel Arbeit macht. Neue Pianos gibts ja eh keine mehr.- Mit Clavichorden wenig Neues. Zur Zeit hat Hr. Marx bei mir einen Joh. And. Steinflügel [wahrscheinlich MIR1097] in der Kur, der uns allerhand Sorgen macht: sein ursprünglicher Bezug - dessen Stärke wir feststellen bezw, ausrechnen konnten war schon zu stark, der neue schwächere ebenfalls, so müssen wir den Boden rausnehmen und suchen, warum das Biest keine Stimmung hält. Nun das gibt mir etwas Anregung in der Oede des geschäftlichen Lebens. Das ich soviel zu tun habe, hören Sie auch seltener von mir. Deswegen aber doch denke ich öfters an Sie: seien Sie behütet und aufs allerherzlichste begrüsst von // Ihrem allzeit getreuen".