"Lieber Herr Doktor,
zum Christfest sende ich Ihnen herzliche Grüße mit allen guten Wünschen für die Zukunft. Möge die frohe Weihnachtsbotschaft: 'Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen' bald einigermaßen in Einklang stehen mit dem Weltgeschehen!
Es hat mich gefreut zu hören, daß es Ihnen gesundheitlich leidlich geht; was das Geschäftliche anbelangt, so ist es am besten, wenn man darüber schweigt. Die Hauptsache ist, daß man sich durch den Krieg irgendwie durchbringt, im neuen Europa werden wir dann in ungewohnter Weise aufblühen.
Daß Sie, nachdem Herr Haid eingezogen ist, f[ür]chterlich schuften müssen, glaube ich gerne; wenn dabei aber nichts herauskommt, so ist es schlimm, aber so geht es nicht nur Ihnen allein: auf das neue Europa warten viele menschen.
Was Ihnen Harlan in Salzburg gesagt hat, glaube ich ohne Weiteres; warum soll er keine 800 Bestellungen auf Clavichorde haben? Keine Firma baut z. Zeit diese Instrumente und die Nachfrage steigt von Tag zu Tag (ich meine es im Ernst: wir gehen einem Clavichordzeitalter entgegen, denn die Menschen haben allmählich so schwache Nerven, daß sie kein Klavier mehr hören wollen).
Merzdorf's guter Arbeiter, der von ihm wegging heißt Johannes Koch; er arbeitet jetzt in einer Orgelfirma in Lübeck und macht danach Kirchenmusik. Ohne ihn ist Merzdorf allerdings aufgeschmissen, denn ein Cembalo zu bauen ist er absolut nicht imstande.
Nu ja, nach dem Krieg wird manches anders, es hat keinen Sinn, sich über solche Kleinigkeiten auszulassen.
Leben Sie wohl, lieber Herr Doktor, mit herzlic[hen] Weihnachtsgrüßen bin ich in alter Treue // Ihr // AKreutz".