"Lieber Herr Doktor,

Ihre liebe Karte aus Ramsau hat mich sehr gefreut, da ich von Ihnen lange Zeit keine Nachricht hatte. Die zwei Briefe, die Sie mir geschrieben haben, kamen nämlich nicht an.

Daß Sie immer noch ein derartiges Untergewicht haben,ist ganz betrüblich. Leider geht es uns in dieser Beziehung allen so: auch mir fehlen noch 23 Kilo, die ich nie aufholen werde. Wenn ich auch früher vielleicht etwas zu üppig gediehen bin, so habe ich doch gegenwärtig des Guten zu wenig!

Auf Ihre Anfrage wegen des Allgäuer Berghofes muß ich Ihnen leider mitteilen, daß dieser ab 15.10. geschlossen wird, Kohlenmangel!). Wir waren dort sehr gut aufgehoben, natürlich den heutigen Werhältnissen entsprechend. Immerhin konnte man Kartoffeln, Quarkkäse, meistens auch das Gemüse, nachbestellen, und so etwas ist heutzutage eine Seltenheit. Der Besitzer hat eben eine eigene Landwirtschaft, das erklärt alles.

Wenn Sie es wünschen, so können wir versuchen, Sie für den nächsten Sommer anzumelden, allerdings ohne Gewähr für den Erfolg, denn das Hotel ist immer überbesetzt. Wir sind dort aufgenommen worden, weil meine Frau die Besitzer gut kennt.

Nun zu den Clavichorden: wenn diese fertig sein werden, so vergeben Sie sie ja nicht anderweitig. An Dr. Laaff in Mainz werde ich heute noch schreiben, allerdings hat der Schott-Verlag gar keine Klassiker mehr. Die Noten, die ich bekommen habe, bestanden nur aus alter Literatur. Vielleicht wird aber Dr. Laaff das von Ihnen Gewünschte wenigstens teilweise auftreiben können.

Wie steht es mit Maendler, hat er seine Clavichorde schon fertiggestellt?

Ich möchte nämlich selbst ein zweites Instrument haben, das ich evl. unserer Hochschule zur Verfügung stellen würde. Noten kann ich Ihnen leider nicht besorgen, aber Farben, wenn Sie welche brauchen (Öl-, Tempera- und Aquarellfarben). Mein Schwiegervater hat, wie Sie vielleicht wissen eine Farbenfabrik.

Bleiben Sie gesund und seien Sie herzlichst gegrüßt von // [handschriftl.] Ihren getreuen // AKreutz // u. Frau

Auch an Frl. Luise, Herrn Haid und Prof. Steglich bitten wir Grüße auszurichten."